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Special Issue IOSOT 2013 - Books and Journals

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W. Zimmerli / Vetus Testamentum <strong>IOSOT</strong> (<strong>2013</strong>) 77-86 83<br />

bewußt angelegtes Formganzes? Einige Wahrnehmungen scheinen dafür zu<br />

sprechen. Es ist ja sicher mehr als Zufall, dass am Schluß die breite Ausführung<br />

über Alter und Tod steht, die durch die Mahnung an den Jungen ausgelöst<br />

ist, die ihm gegebene Jugendkraft in Erinnerung an seinen Schöpfer bewußt<br />

als Gabe entgegenzunehmen (xi 9-xii 7). Und ebenso ist wohl nicht nur zufällig<br />

die Selbstvorstellung Kohelets als König in Jerusalem, d.h. wohl Salomos,<br />

auch wenn diese Fiktion schon gegen das Ende von Kap. ii dann wieder fallen<br />

gelassen wird, im Anfangskapitel des Buches zu finden.27 Die heute vorliegende<br />

Rahmung des Buches durch i 2 und xii 8, welche besonders stark auf den<br />

Charakter eines Traktates über die Nichtigkeit aller Dinge zu führen scheint,<br />

muß später zur Sprache kommen. Aber dieser Planung des Gesamtbuches<br />

stehen schon von der formalen Seite her auch Gegenbeobachtungen gegenüber,<br />

welche auf einen Vorgang der sammelnden Zusammenstellung führen.<br />

Es ist einmal die Wahrnehmung, daß an gewissen Stellen im Buche deutliche<br />

Zäsuren und ein abruptes Hineinspringen in neue Fragestellungen erkennbar<br />

werden. So etwa beim Einsatz zur Beh<strong>and</strong>lung der Frage der fallenden Zeit in<br />

iii 1. Von der Erörterung der Fragwürdigkeit des Daseins und der Arbeit des<br />

Einzelnen springen iv 13-16 zur Lehrgeschichte vom alten und jungen Herrscher<br />

über,28 worauf in iv 17-v 6 ganz unvermittelt Sprüche über das Verhalten<br />

bei Heiligtumsbesuch, Gebet und Gelübde folgen. Vor allem aber zeigt sich<br />

der Sammlungscharakter gegen den Schluß des Buches hin. Vor der bewußt<br />

angeordneten Schluß-Sentenz über das Alter und der dieser wohl auch bewußt<br />

vorangestellten Reihe von Sätzen in xi 1-6, welche angesichts der Unberechenbarkeit<br />

der fallenden Zeiten gewisse praktische Regeln des Verhaltens unter<br />

dem Obergedanken „Verteilung des Risikos“ zusammenstellt, findet sich in ix<br />

17-x 20 eine Aufreihung zusammenhangsloser kürzerer Einzelsprüche. Warum<br />

Galling diese „freie Kompilation verschiedener Sprüche“29 in eine Sentenz<br />

zusammenbindet, ist nicht recht verständlich. In Wirklichkeit h<strong>and</strong>elt es sich<br />

um Einzelgut, das gegen den Schluß hin noch gesammelt und, bevor die zwei<br />

volleren Schlußeinheiten folgen, hier untergebracht wird. Der Sammlungscharakter<br />

wird an dieser Stelle ganz deutlich.<br />

27) Daß der Selbstvorstellung Kohelets in i 12 ff. in i 3-11 noch eine Einheit vorgeschaltet ist, die<br />

zudem auch inhaltlich manche Eigenheit gegenüber dem nachher Folgenden an sich trägt, lässt<br />

den Verdacht nicht zur Ruhe kommen, daß eine erste Fassung des Buches einmal mit i 12 ff. eingesetzt<br />

haben könnte.<br />

28) Hier scheint das ganz äußerliche Stichwort שׁני iv 8 10/15, dessen Deutung in iv 15 Schwierigkeiten<br />

bietet und keinesfalls einfach im Gefälle von iv 8-12 zu verstehen ist, Grund der Anfügung<br />

zu sein.<br />

29) Kommentar 1969, p. 116.

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