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Jaarboek Thomas Instituut 2006 - Thomas Instituut te Utrecht

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FRANS J.H. VOSMAN<br />

Hinblick auf Gott und von ibm her betrach<strong>te</strong>t" verschwand und<br />

wurde während einiger Iahrhunder<strong>te</strong> zu einem blassen und<br />

irrefiihrenden Gegensatz: Altruismus versus Egoismus."<br />

1m Folgenden werde ich die Betrachtungsweise <strong>Thomas</strong><br />

von Aquins über religio skizzieren, so wie er sie in der Summa<br />

Theologiae in den Quaestiones 81-83 entwiekelt hat.22 Es wird sich<br />

zeigen, dass <strong>Thomas</strong> religio und ihre Einbettung in Ges<strong>te</strong>n und<br />

Gewohnhei<strong>te</strong>n nüch<strong>te</strong>m betrach<strong>te</strong>t. Religio als souveräne Praxis der<br />

Widmung Got<strong>te</strong>s ist eine selbstkritische Instanz für den gläubigen<br />

Menschen, so wird sich zeigen.<br />

2. Religio als sittliche Tugend bei <strong>Thomas</strong><br />

In der Secunda secundae der Summa Theologiae behandelt <strong>Thomas</strong><br />

von Aquin religio im Kon<strong>te</strong>xt seiner Betrachtung über den Aufbau<br />

des gu<strong>te</strong>n Lebens und Handelns. Dieser Aufbau wird von auBen her<br />

durch das Gesetz und von innen her durch die Tugenden realisiert.<br />

Ab Questio 81 bis Questio 83 wird religio im engeren Sinne befragt.<br />

Quaestio 81 behandelt die Frage, was denn eigentlich religio ist. In<br />

Quaestio 82 wird die Hingabe oder Frömmigkeit (devotio) befragt<br />

und in Quaestio 83 das Gebet, beide aufgefasst als Handlungen, die<br />

dem Tenor der religio auf das Endziel hin, die Ehre Got<strong>te</strong>s, folgen.<br />

<strong>Thomas</strong> behandelt religio unrnit<strong>te</strong>lbar nach den drei theologischen<br />

und vier kardinalen Tugenden, demnach unmit<strong>te</strong>lbar nach einer<br />

ausftihrlichen Betrachtung der Tugend als solcher und der<br />

Gerechtigkeit, als vier<strong>te</strong> und letz<strong>te</strong> Kardinaltugend. Es s<strong>te</strong>llt sich<br />

heraus, dass religio ein Teil der Gerechtigkeit ist (STh II-II, q. 81 a. 5<br />

ad 3). Sie ist also wie jede Art und jedes Teil der Gerechtigkeit ad<br />

al<strong>te</strong>rum: nicht auf sich selbst gerich<strong>te</strong>t (wie u. a. die Umsichtigkeit<br />

oder prudentia), sondem auf den Andem.<br />

Möglichkeit christlicher Exis<strong>te</strong>nz un<strong>te</strong>r der Bedingungen der Entfremdung<br />

ges<strong>te</strong>llt hat." (Vgl. auch S. 21) Siehe auch P. Schallenberg, Liebe und<br />

Subjektivität. Das Gelingen des Lebens im Schat<strong>te</strong>n des "amour pur" als<br />

Programm theologischer Ethik, Müns<strong>te</strong>r 2003, 112-118.<br />

21 Siehe abgesehen von Le Brun (2002), o.c., für die Moraltheologie u.a. E.<br />

Schockenhoff, Grundlegung der Ethik. Ein theologischer Entwurf,<br />

FreiburglBrsg. 2007, 262-264.<br />

22 Aile Zita<strong>te</strong> und Hinweise auf <strong>Thomas</strong> von Aquin, Summa theologiae,<br />

Cinisello Balsamo 19993 [Paulinae ed.], II-II, q. 81-83.

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