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Jaarboek Thomas Instituut 2006 - Thomas Instituut te Utrecht

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RELIGJO ALSZUWENDUNG 73<br />

Plural geht und nicht urn das bloûe Individuum. <strong>Thomas</strong> zrtiert<br />

Zyprian: wir be<strong>te</strong>n nicht ohne Grund ,Va<strong>te</strong>r Unser' und ,Gib uns'<br />

statt ,Gib mir' (q. 83 a. 7 resp.).<br />

Es ist bemerkenswert, dass <strong>Thomas</strong> gerade bei dieser<br />

sittlichen Tugend der religio die Übung als eine selbst gewähl<strong>te</strong><br />

Ordnung dars<strong>te</strong>llt und zwar einer Gabe, nämlich die (des Heiligen<br />

Geis<strong>te</strong>s) der Got<strong>te</strong>sfurcht. Diese Ordnung ist etwas, worin die<br />

Menschen sich geme aufhal<strong>te</strong>n, weil diese Gabe bereichert. <strong>Thomas</strong><br />

strukturiert dies so, dass was verlangt wird, bereits von Gott gegeben<br />

wurde. In der Ordnung des menschlichen Verlangens ist das Ziel als<br />

bereits gegebene Gü<strong>te</strong> Got<strong>te</strong>s un<strong>te</strong>rs<strong>te</strong>llt (q. 83 a. 9 ad 2).<br />

Gleichzeitig zeigt diese Ordnung, was der religiöse Mensch genau<br />

tun soll, weil das, was er geme machen will nicht bereits fest<br />

urnrissen ist. Hier herrscht das Recht, nicht das Naturgesetz. Wer<br />

religiös lebt und handelt, wer die Tugend der religio in sich selbst<br />

aufbaut, lenkt sein Augenmerk auf das Gu<strong>te</strong>, das der religio anhaf<strong>te</strong>t,<br />

die Ehre Got<strong>te</strong>s. Das ist eine Vortrefflichkeit. Eine allgemeine<br />

Einsicht kornmt zur Geltung (q. 81 a. 6 resp.): alles was aufein Ziel<br />

bezogen ist, fuhrt seine Gü<strong>te</strong> auf die Hinordnung auf dieses Ziel<br />

zurück.<br />

Angesichts der Tugend der religio zaudert <strong>Thomas</strong> nicht,<br />

von der Un<strong>te</strong>rwerfung un<strong>te</strong>r die Ehre Got<strong>te</strong>s zu sprechen: mens<br />

nostra ei subiicitur (q. 81 a. 7 resp.). Gott braucht in seiner<br />

Vortrefflichkeit unser Handeln nicht. Wir sind es, die uns zu uns<br />

selbst verhal<strong>te</strong>n, und wir machen, was wir geme machen, wenn wir<br />

uns der Ehre Got<strong>te</strong>s un<strong>te</strong>rwerfen. Wir benehmen uns nicht so, weil<br />

wir einer geheimnisvollen und unvorhersehbaren Macht<br />

gegenübers<strong>te</strong>hen, die uns vielleicht bestrafen wird, weil wir sie nicht<br />

oder nicht ausreichend ehren. <strong>Thomas</strong> un<strong>te</strong>rscheidet zwischen Ehre<br />

dem menschgewordenen Gott gegenüber (q. 81 a. 3 ad 3) und Ehre<br />

einem Machthaber gegenüber (q. 82 a. 2 ad 3). Gott dienen bedeu<strong>te</strong>t<br />

Dienst fur einen Hochges<strong>te</strong>ll<strong>te</strong>n, aber grundsätzlich ohne Bedarf<br />

seinerseits. Dieser Un<strong>te</strong>rschied zwischen dem Verhältnis von Gott zu<br />

den Menschen einerseits und dem Verhältnis der Menschen zu Gott<br />

andererseits scheint mir, gerade fur die heutige moraltheologische<br />

Sicht auf religio, sehr wichtig. <strong>Thomas</strong>' Auffassung bezüglich der<br />

Befáhigung der freien in sich selbst aufgebau<strong>te</strong>n Haltung der religio<br />

un<strong>te</strong>rscheidet scharf zwischen Gott und menschlichen Machthabern.<br />

Zwischen Gott und Mensch bes<strong>te</strong>ht keine unrnit<strong>te</strong>lbare Beziehung

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