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Jaarboek Thomas Instituut 2006 - Thomas Instituut te Utrecht

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RELlGIO ALS ZUWENDUNG 75<br />

werden (q. 83 a. 5 resp; mit einem Verweis auf 1 Tim 2,4). Bei der<br />

Tugend der religio handelt es sich urn eine Haltung und eine Praxis,<br />

die aufeinander bezogen sind. Es ist, zusammengefasst, eine<br />

Disziplin der Eindeutigkeit. Man kann nicht ,religiös' sein und<br />

gleichzeitig aIlzu menschliche Sachen als höchs<strong>te</strong> Gü<strong>te</strong>r erstreben (q.<br />

83 a. 9 ad 3). ,Entdopplung' ist daher ein fes<strong>te</strong>s Bestand<strong>te</strong>il der<br />

religio. Eine s<strong>te</strong>ts vollkommenere Liebe wird immer eindeutiger, die<br />

Empfindung nur nach einem oder einer zu verlangen, wird stärker.<br />

Dies ist zugleich eine menschliche Praxis und eine Gabe, ein Donum<br />

Dei (q. 83 a. 15, resp.). Die Gabe war schon da, bevor wir<br />

angefangen haben, zu be<strong>te</strong>n. Das leibliche Be<strong>te</strong>n, etwa auf den<br />

Knien, provoziert uns urn uns nach Gott zu strecken und ist in dem<br />

Sinne notwendige Un<strong>te</strong>rstützung (q. 84 a. 2 ad 3).26 Nicht nur die<br />

Benutzung von Wör<strong>te</strong>m, sondem auch das Knien ist eine<br />

Zuwendung zu Gott. Man darf hinzufügen, dass der spätrnodeme<br />

Mensch hier seinerseits keine Äquivalenz sehen soIl: nicht weil ibm<br />

(von Gott) gegeben wurde, be<strong>te</strong>t er und gibt er zum Ausgleich Gott<br />

seine Ehre. Das wäre eine rnasslose Aktivität: Ausgleich ist<br />

unmöglich. Eben wegen des Bruchs in der Beziehung zwischen Gott<br />

und den Menschen be<strong>te</strong>t der Mensch, sehr bescheiden und frei, weil<br />

er aus Freude wei<strong>te</strong>rgibt an andere Menschen und an Gott. Diesen<br />

Gedanken möch<strong>te</strong> ich zurn Schluss ausarbei<strong>te</strong>n.<br />

3. Zuwendung zu Gott in spätmodernen Verhältnissen<br />

Paul Ricoeur hat mehrmals im Bezug auf die Bibel über das<br />

Verhältnis von Entsprechung, bzw. Äquivalenz und Überfluss und<br />

ihre eigenen Logiken geschrieben." Er wehrt sich gegen den<br />

Gedanken, dass die Logik des do ut des, der Tauschgerechtigkeit, für<br />

das Denken über das Verhältnis zwischen Gott und Mensch adäquat<br />

ist. Er widerspricht dem Gedanken, dass die Logik einer Ethik<br />

zutreffen würde, die nur auf der Gabe Got<strong>te</strong>s beruht. Es gibt zwar<br />

26 Sth II-II, q. 84 a. 2 ad 3: "etsi per sensum Deum attingere non possumus<br />

per sensibilia tarnen signa mens nostra provocatur ut <strong>te</strong>ndat in Deum."<br />

(kursiv FV)<br />

27 P. Ricoeur, Liebe und Gerechtigkeit - Amour et justice. Mit einer dt.<br />

ParaIlelübersetzung von Matthias Raden, hrsg. von Oswald Bayer, Tübingen<br />

1990; ders., Équivalence et surabondance. Les deux logiques, in Esprit 323<br />

(Mars-AvriI<strong>2006</strong>),163-169.

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