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Jaarboek Thomas Instituut 2006 - Thomas Instituut te Utrecht

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74 FRANS J.H. VOSMAN<br />

wie zwischen Herr und Diener, wobei von vomeherein klar ist, was<br />

der Mensch tun solI. Es gibt ein "gebrochenes" Verhältnis. Gott<br />

bedarf keiner Ehre, die Ihm gebracht wird. Für die Menschen aber<br />

ist es eine Freude, Ihm diese Ehre zu bringen. Yom Menschen her<br />

gesehen kann man eine frei akzeptier<strong>te</strong> Haltung, auf Dauer hingelegt,<br />

einüben, urn Gott zu ehren, und zwar Ihm die Ehre zu geben, die Ihm<br />

zus<strong>te</strong>ht. Daher lässt sich die Zuordnung der religio zur Gerechtigkeit,<br />

und zwar jetzt Deo suum tribuere, neu vers<strong>te</strong>hen. Was Gott zus<strong>te</strong>ht,<br />

ist der Freiheit des Menschen entnommen, nicht dem Bedürfnis<br />

Got<strong>te</strong>s.<br />

Der Tenor der Beziehung vom Menschen zu Gott ist der<br />

ers<strong>te</strong> Grund dafür, von Gerechtigkeit zu sprechen. Das heiBt, dass<br />

der Mensch sich auf die leibhaftige Kultivierung der Beziehung zu<br />

Gott ausrich<strong>te</strong>t, ohne dass es urn Tauschgerechtigkeit geht, etwa weil<br />

der menschgewordene Gott uns erlöst hat. 1m Grunde wäre das ein<br />

fac ut facias Verhältnis. <strong>Thomas</strong> betrach<strong>te</strong>t religio nicht als eine<br />

Tugend, die von der theologischen Tugend des Glaubens ges<strong>te</strong>uert<br />

wird, sondem die zu der kardinalen Tugend der Gerechtigkeit gehört.<br />

Das heiBt, dass die Menschen mit ihrer Vemunft und ihrem Willen<br />

(q. 83 a. 3 resp.) eine Haltung in sich selbst autbauen und so<br />

versuchen, die anderen Bereiche der menschlichen Wirklichkeit mit<br />

der auf Gott ausgerich<strong>te</strong><strong>te</strong>n Beziehung zu durchdringen.<br />

Ein drit<strong>te</strong>r Grund dafür, von Gerechtigkeit zu sprechen, ist<br />

das Ziel, worauf die Menschen ihren Bliekwinkel rich<strong>te</strong>n. Wie bei<br />

jeder Tugend geht es darum, eine passende Mit<strong>te</strong> zu finden.<br />

Menschen können Gott nicht zuviel Ehre erweisen. Sie soll<strong>te</strong>n aber<br />

auf das Ziel dieser Praxis ach<strong>te</strong>n und sich korrigieren, wenn das, was<br />

Gott gehört, Menschen oder Götzen gewährt wird. Nebst des<br />

Verfehlen des Ziels soll<strong>te</strong> man ach<strong>te</strong>n auf das, wozu Menschen im<br />

Stande sind und was Gott gefällt und ihm Freude besorgt (q. 81 a. 5<br />

ad 3). Zuviel Freude ist, wie in der Freundschaft, nicht möglich (q.<br />

82 a. 2 ad 2). Das Ziel verfehlen aber ist möglich, wie auch die<br />

eigenen spezifischen Möglichkei<strong>te</strong>n aus dem Auge verlieren.<br />

Dieser Aspekt der Tugend wird deutlich, wenn <strong>Thomas</strong><br />

über das Be<strong>te</strong>n nachdenkt (q. 83). Hier zeigt sich, dass das<br />

menschliche Streben parallel zum Willen Got<strong>te</strong>s verlaufen kann.<br />

Wenn wir Gott urn etwas bit<strong>te</strong>n, was mit unserem Heil verbunden ist,<br />

fiigen wir unseren Willen nach dem Willen Got<strong>te</strong>s aufgrund einer<br />

Gabe Got<strong>te</strong>s: Got<strong>te</strong>s Willen ist es, dass alle Menschen geret<strong>te</strong>t

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