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Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

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<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />

direktem Wege erfolgte. Da das Interventions- und Präventionsprojekt nur im Standort Dresden<br />

existiert, konnten Fallanfragen durch das IPP nur in Dresden erfolgen. Vermittlungen durch die<br />

Schulen realisierten sich in Auerbach und in Dresden, wobei es sich bei den vier Fällen in<br />

Dresden lediglich um einen Vermittlungsvorgang von einer Förderschulklasse handelte. 15%<br />

der Kinder im Projekt waren weiblich. Über die im Projekt entwickelten Gehstrukturen, die aufgrund<br />

der Weitergabe von Adressen nach Einzelfallprüfung bzw. nach Schweigepflichtentbindung<br />

ein aktives Herantreten der <strong>ESCAPE</strong>-Mitarbeiter an die <strong>Familie</strong>n ermöglichen, konnten 18<br />

Kinder ins Projekt aufgenommen werden.<br />

Von den 55 Kindern im Projekt waren 27 Kinder (47%) im Polizeilichen Auskunftssystem des<br />

Landeskriminalamtes namentlich mit mindestens einer Straftat registriert. Da es sich bei der<br />

Zielgruppe des Projektes um Kinder mit delinquentem Verhalten handelte, kommt demnach der<br />

übrige Teil aus dem so genannten Dunkelfeld und ist nicht in der Kriminalstatistik erfasst.<br />

Die Quote der Kinder, die das <strong>ESCAPE</strong>-Angebot vorzeitig beendeten, lag bei 31%. Am geringsten<br />

war dabei mit 21% der Anteil in Auerbach. Für ein vorzeitiges Ende gab es sehr verschiedene<br />

Gründe: Umzug der <strong>Familie</strong>, Heimeinweisung, Psychiatrie, fehlende Motivation der Kinder<br />

etc. Die Abbruchquote von <strong>ESCAPE</strong> liegt damit im Bereich der Abbruchquote anderer Hilfeangebote.<br />

In der Ambulanten Intensiven Betreuung (AIB) ist von 28% die Rede, bei der Aufsuchenden<br />

<strong>Familie</strong>ntherapie in Leipzig von 21% (Projektbericht des AFT-Team-Leipzig 2002). In<br />

der Jugendhilfe Effektstudie hinsichtlich der Sozialpädagogischen Einzelfallhilfe wird sogar von<br />

43% Abbruchquote ausgegangen.<br />

Insgesamt wurde mit 33 Kindern in Dresden und Riesa die soziale Gruppenarbeit durchgeführt.<br />

Bei sieben Gruppen entspricht das durchschnittlich 4,7 Kindern je Gruppe. In Auerbach wurde<br />

das Konzept am Ende der Modelllaufzeit um die soziale Gruppenarbeit erweitert. Diese Kinder<br />

fanden in der Gruppenstatistik keine Berücksichtigung.<br />

5.3 STRUKTUREN: Kooperation, Vermittlung und Erreichbarkeit<br />

Es gibt sehr vielfältige Angebote, Projekte und Aktivitäten der Jugendhilfe für belastete und beeinträchtigte<br />

Kinder, Jugendliche und <strong>Familie</strong>n. Von flächendeckenden Angeboten kann allerdings<br />

nicht die Rede sein, und oftmals mangelt es an Abstimmung und Vernetzung. Dadurch<br />

unterliegen die Hilfen der Gefahr einer Verinselung mit einer inneren Logik zur Selbsterhaltung.<br />

Das Zauberwort heißt Kooperation. Jeder kennt es, doch wie kann ein kooperativer Arbeitsansatz<br />

ganz konkret in der Praxis gelingen, wo doch Sozial- und Hilfesysteme gekennzeichnet<br />

sind durch organisatorische Abgrenzung von Zuständigkeiten, durch verfestigte Handlungsroutinen,<br />

durch bürokratische Verwaltungsabläufe und unflexible Verfahrensweisen?<br />

Allein schon die Struktur des Handlungsfeldes Kriminalprävention verlangt die Einbindung verschiedener<br />

Akteure. Neben der Polizei und Justiz ist dies in erster Linie sicher die Kinder- und<br />

Jugendhilfe. Aber auch die Schulen, Vereine und Verbände, kirchliche Einrichtungen, der Einzelhandel<br />

sowie kommunale und freie Wirtschaftsunternehmen werden in die jeweiligen Strategien<br />

von Kommunen, Gemeinden oder auch auf Landesebene mal mehr, mal weniger intensiv<br />

einbezogen. Allerdings gestaltet sich diese Kooperation nicht im Selbstlauf, ist an einige unverzichtbare<br />

Voraussetzungen gebunden und lässt die einbezogenen Akteure immer wieder auch<br />

an Grenzen stoßen.<br />

Ungeachtet der noch immer existierenden Blockadehaltungen, gegenseitigen Schuldzuweisungen<br />

und Ablehnungen – wobei die „Mauern“ zwischen Jugendhilfe und Schule an einigen Stellen<br />

schier unüberwindbar scheinen – gibt es mittlerweile deutschlandweit und insbesondere in<br />

den neuen Bundesländern positive Entwicklungen. Diese belegen, dass Kooperationsbeziehungen<br />

trotz aller damit verbundenen Probleme möglich sind und dass diese Arbeitsbündnisse<br />

ganz wesentlich zu einer Verbesserung der Praxis vor Ort beitragen. Die Verbesserung der<br />

wechselseitigen Arbeitsbeziehungen entlastet nicht nur die fachlichen Akteure, sondern kommt<br />

letztlich – und schließlich sollte dies das entscheidenden Kriterium sein – den Kindern, Jugend-<br />

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