Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen
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EVALUATIONSBERICHT<br />
72<br />
über die Zielgruppe des Projekts hinaus. Diese Altersgruppe ist durch Übergangsphänomene<br />
charakterisiert, die in mehrfacher Hinsicht ein Problem der „Lücke“ kenntlich machen.<br />
Von der Jugendhilfe sollte dieses Problem aufmerksamer beobachtet und in die Planung<br />
pädagogischer Angebote einbezogen werden. Von Lücken lässt sich im Zusammenhang mit<br />
folgenden entwicklungspsychologischen und institutionellen Übergangssituationen sprechen:<br />
� „Nicht-Mehr-Kind“ – „Noch-Nicht-Jugendlicher“<br />
� „Nicht-Mehr-Hort“ – „Noch-Nicht-in-Freizeiteinrichtungen“<br />
� Übergang von Grundschule auf Mittelschule/Gymnasium (weitere Schullaufbahn)<br />
� fehlende Verzahnung zwischen Schule und Jugendhilfe<br />
� Die Erfahrungen der dreijährigen Modellzeit belegen, dass es weder die Methode Einzelfallhilfe<br />
noch die Methode soziale Gruppenarbeit gibt. Sowohl Einzelfallarbeit als auch soziale<br />
Gruppenarbeit eignen sich als wirksame Hilfeform für delinquente Kinder. Keine der beiden<br />
erprobten Handlungsmethoden ist bei Kindern generell der anderen vorzuziehen. Die Methodenwahl<br />
sollte sich an den individuellen Bedingungen und Voraussetzungen orientieren.<br />
� Auch wenn die Strukturen sich nur sehr langsam entwickelten, über <strong>ESCAPE</strong> nicht alle potentiell<br />
in Frage kommenden <strong>Familie</strong>n erreicht werden konnten, einige Kinder das Projekt<br />
vorzeitig beendeten oder gar rückfällig wurden, kann für die Projektlaufzeit eine insgesamt<br />
positive Bilanz gezogen werden. Die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen tragen<br />
trotz der genannten Einschränkungen zum Nachweis der gewünschten pädagogischen<br />
Wirksamkeit und Akzeptanz des Interventionsprogramms bei. Das <strong>Modellprojekt</strong> hat entwicklungsgefährdete<br />
Kinder integriert. Es interveniert verstärkt in den Bereichen Selbstwahrnehmung/Selbsteinschätzung,<br />
Erhöhung des Selbstwertgefühls und Entwicklung sozialer<br />
Kompetenzen, um eine Reduktion delinquenter Verhaltensweisen und den Aufbau von<br />
sozialadäquaten Handlungsalternativen zu bewirken. Zudem ist eine geringe Rückfallquote<br />
delinquent handelnder Kinder zu verzeichnen, die das Projekt beendet haben.<br />
� Ein Indiz für die erfolgreiche Umsetzung des Projektauftrags ist die Überführung der Modellphase<br />
in ein Regelangebot der kommunalen Jugendhilfe. Das KJHG bietet für eine inhaltliche<br />
Zuordnung einen großen Spielraum (vgl. Kap.7). Nur in Kombination mit bestehenden<br />
Angeboten wird <strong>ESCAPE</strong> entsprechend flexibel und finanzierbar sein. Allen Standorten ist<br />
es gelungen, die öffentliche Jugendhilfe von der präventiven Arbeit zu überzeugen. Besonders<br />
erfreulich ist, dass <strong>ESCAPE</strong> in Auerbach und Dresden unter diesem Namen weiterläuft.<br />
Während sich <strong>ESCAPE</strong> in Auerbach über Pauschalfinanzierung mit den Regionen<br />
Reichenbach und Adorf/Oelsnitz sogar auf weitere Standorte im Vogtlandkreis ausweitet,<br />
wird <strong>ESCAPE</strong> in Dresden allerdings beschränkt auf die soziale Gruppenarbeit, über vereinbarte<br />
Fachleistungsstunden einzelfallfinanziert. Aufgrund einiger Schwierigkeiten schien<br />
<strong>ESCAPE</strong> in Riesa zunächst nach der Modellphase auszulaufen. Schließlich entstand dann<br />
doch noch ein Nachfolgeprojekt - zunächst unter dem Namen „Spielräume“, später dann<br />
benannt als K.A.P. (Kids and Parents) – pauschalfinanziert in Anbindung an die familienorientierte<br />
Gemeinwesenarbeit im Stadtteilhaus Riesa-Gröba.<br />
� Die konzeptionelle Umsetzung realisierte sich in den Standorten mit unterschiedlicher Qualität.<br />
Insbesondere den Modellstandorten Auerbach und Dresden kann ein hohes Maß an<br />
Fachlichkeit bescheinigt werden. Zukunftsweisende <strong>Modellprojekt</strong>e benötigen qualifiziertes<br />
und hoch motiviertes Personal mit Berufserfahrung, was die Widerstände und Schwierigkeiten<br />
in der Praxis aushält und mit den regionalen Strukturen vertraut ist. Dazu müssen den<br />
Trägern aber auch entsprechende materielle Ressourcen zu Verfügung gestellt werden.