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Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

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<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />

Das Beispiel zeigt den besonderen Hilfebedarf einer <strong>Familie</strong>, die nicht nur die Folgen eines<br />

„Kulturschocks“, sondern auch die Probleme einer gefährdeten sozialen Integration in ihr neues<br />

Umfeld bewältigen muss. Gegenüber dem Jungen zieht sich die Mutter auf eine fordernde und<br />

strafende Haltung zurück, und dem Projektmitarbeiter gegenüber betont sie ihre Unabhängigkeit<br />

als eine Person, die „keine Gespräche braucht“. Zugleich ist sie aber infolge ihrer schlechten<br />

Deutschkenntnisse selbst in einer schwachen Position, die ihr Verhältnis zu Albert belastet.<br />

Dass der Junge seine Mutter in der Netzwerkkarte „vergisst“, kann als Ausdruck des Gefühls<br />

verstanden werden, in einer schwierigen Situation allein dazustehen.<br />

Deutlich wird, dass sich aus der beschriebenen familiären Konstellation ein weitergehender Hilfebedarf<br />

bereits anbahnt. Dies zeigen sowohl die neurotischen Symptome des Jungen als auch<br />

die Tatsache, dass die Mutter aufgrund ihrer Überforderung wiederholt eine Heimunterbringung<br />

in Erwägung zieht. Das Angebot von <strong>ESCAPE</strong> wird in dieser Situation als hilfreiche Unterstützung<br />

wahrgenommen, die freilich durch eine Sozialpädagogische <strong>Familie</strong>nhilfe flankiert werden<br />

muss. Albert selbst fühlt sich während seiner Zeit im Projekt vor allem durch einen der<br />

<strong>ESCAPE</strong>-Mitarbeiter unterstützt, zu dem sich ein gutes Vertrauensverhältnis entwickelt. Am<br />

Ende seiner Zeit bei <strong>ESCAPE</strong> gehört er einem Reitverein an.<br />

Christiane<br />

Christiane ist das jüngste von vier Kindern. Sie wächst zusammen mit einer Schwester bei ihrer<br />

Mutter auf, die vom Vater geschieden ist. Die ältere Schwester und der ältere Bruder haben den<br />

Haushalt schon verlassen. Die Mutter kann ihren Beruf als Altenpflegerin nicht mehr ausüben<br />

und bezieht Frührente. Der Vater ist berufstätig und kümmert sich regelmäßig um die Kinder.<br />

Trotzdem haben die <strong>ESCAPE</strong>–Mitarbeiter den Eindruck, dass die Mutter selbst die Scheidung<br />

noch nicht verarbeitet hat, sich von ihrem Mann verlassen und mit den elterlichen Pflichten alleingelassen<br />

fühlt.<br />

Die Mutter ist darauf bedacht, dass in ihrer Erziehung alles in geregelten Bahnen verläuft, sie ist<br />

gegenüber ihrer Tochter oft zu Kompromissen bereit, teilweise auch großzügig. Wenn es Probleme<br />

gibt, werden Gespräche geführt. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter ist problematisch.<br />

Nach der Scheidung der Eltern, die erst kurz zurück liegt, lebt Christiane zunächst bei ihrem<br />

Vater und ist zwischen beiden Elternteilen hin und her gerissen. Wenig später zieht sie zur<br />

Mutter. Zum Vater hat sie zwar nach wie vor Kontakt, spricht aber, auch bei <strong>ESCAPE</strong>, nur noch<br />

wenig über ihn.<br />

Christiane besucht die 7. Klasse einer Förderschule und erreicht befriedigende bis ausreichende<br />

Leistungen. Probleme ergeben sich wiederholt aus ihrer Konzentrationsschwäche, da sie<br />

dem Unterrichtsgeschehen nicht lange aufmerksam folgen kann. Ihre Schulfreunde kann sie in<br />

der Freizeit nicht sehen, weil sie auf einem Dorf in einiger Entfernung wohnt.<br />

In der Freizeit ist Christiane viel mit ihrer Clique im Heimatort zusammen. Gemeinsam genießen<br />

sie das „Abhängen“, zuweilen gehen sie gemeinsam ins Kino. Zum Zusammensein gehören Alkohol<br />

und Zigaretten. Auch ihre ersten sexuellen Erfahrungen macht Christiane mit Freunden<br />

aus der Clique. Der Mutter sind die Freunde bekannt. Den Kontakt mit einigen aus der Clique<br />

sieht sie nicht gern, weil sie den Eindruck hat, dass sie ihre Tochter zum „Mist bauen“ verleiten.<br />

Taschengeld erhält sie recht selten. Hinzu kommt, dass einige der Freunde schon fast volljährig<br />

sind. Trotzdem gehört Christiane zum festen Kern der Clique, die im Wohnort bereits durch<br />

wiederholte Ruhestörung aufgefallen ist.<br />

Zu <strong>ESCAPE</strong> kam Christiane, nachdem sie bei einem Ladendiebstahl aufgegriffen wurde. Zuvor<br />

fiel sie, zusätzlich zu den gemeinsamen Ruhestörungen in der Clique, durch Sachbeschädigung<br />

auf. Die Mutter erhofft sich von dem <strong>Modellprojekt</strong> eine persönliche Entlastung und eine Unterstützung<br />

in der Erziehung der Tochter. Sie wünscht sich, dass Christiane ihren Umgangston<br />

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