Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen
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<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />
Motivation der Kinder im Verlauf der Hilfe zunehmend abnimmt. Dies erfordert einen erhöhten<br />
Motivationsaufwand. Es empfiehlt sich daher eine Kombination aus Einzelfallarbeit und<br />
Gruppenarbeit. Ohne die Schwerpunktsetzung aufzugeben, können durch den kombinierten<br />
Einsatz beider Methoden die Vorteile des jeweiligen Ansatzes genutzt und die Nachteile minimiert<br />
werden. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen ergänzt in Auerbach die soziale<br />
Gruppenarbeit das Konzept der Einzelfallhilfe. Seit August 2002 wird soziale Gruppenarbeit<br />
mit einem fortlaufenden Charakter einmal wöchentlich zusätzlich angeboten. Die<br />
Teilnahmebereitschaft und Motivation der Kinder im Projekt stieg dadurch spürbar an.<br />
� So wie in Auerbach die Gruppenarbeit zunehmend ins Konzept integriert wurde, so weitete<br />
sich umgekehrt die Gruppenarbeit in Riesa auf die intensivere Einzelfallhilfe aus. Zwar waren<br />
in Dresden und Riesa Anteile von Einzelfallarbeit in geringem Umfang von Anfang an<br />
ergänzend enthalten, um auch den individuellen Erfordernissen Rechnung tragen zu können.<br />
Dies hatte aber nicht den Status einer eigenen Hilfeform. Diese Erweiterung war dem<br />
Nachteil einer kursbezogenen Gruppenarbeit geschuldet, dass eine Gruppe nur bei einer<br />
bestimmten Anzahl von Kindern und zu einem bestimmten Zeitpunkt möglichst mit allen<br />
gleichzeitig beginnen sollte. Dieser Aspekt verstärkt sich insbesondere in ländlich geprägten<br />
Regionen, wo weitere Anfahrtswege, verschiedene Schulorte und geringerer lokalisierbarer<br />
Bedarf die Zusammenstellung einer Gruppe erschweren. Um mit dem Angebot zeitnah reagieren<br />
zu können, und nicht nur auf den Beginn einer nächsten Gruppe vertrösten zu müssen,<br />
eignet sich der methodische Einsatz von Einzelfallarbeit.<br />
� Die Gruppenarbeit erfolgte im Projekt mit maximal sechs Kindern. Auch wenn diese Anzahl<br />
aus der Sicht der Mitarbeiter als optimal eingestuft wird, halten zwei Sozialpädagogen noch<br />
eine geringfügige Ausweitung für denkbar. Die Erfahrungen haben außerdem gezeigt, dass<br />
die Gruppen mit vier Kindern eigentlich für die gruppenpädagogische Arbeit zu klein waren.<br />
Dort wirkt sich bereits das Fehlen eines Kindes auf die gesamte Trainingsplanung und den<br />
Prozess aus.<br />
� Zur Motivation trug in Auerbach und Dresden der verhaltenstherapeutische Ansatz eines<br />
Belohnungssystems bei. Im Training gesammelte Belohnungspunkte können, nach dem Erreichen<br />
einer vorher bestimmten Punktzahl, durch die Kinder in Freizeitaktivitäten u. a. eingelöst<br />
werden. Dieser Ansatz hat sich im Projekt bei dieser Altersgruppe sehr bewährt. Die<br />
damit verbundene regelmäßige Auswertung diente nicht nur der Motivation und Durchsetzung<br />
vereinbarter Regeln, sondern auch einer Selbst- und Fremdreflexion sowie der Mitbestimmung<br />
und Mitgestaltung im Sinne selbstbestimmter Erlebniseffekte.<br />
� Der fachliche Anspruch von <strong>ESCAPE</strong> geht über die Angebote der Freizeitgestaltung hinaus.<br />
Je realitätsnäher die Inhalte und Übungen sind, umso leichter ist ein Transfer in den Alltag<br />
der Kinder. Weitestgehend war in den Standorten ein systematisches Vorgehen und eine<br />
inhaltliche Struktur deutlich erkennbar. Die methodische Umsetzung orientiert sich an einem<br />
zeitlichen Rahmen. Bewährt haben sich der wiederholte Einsatz von Übungen mit Variationen<br />
und erhöhtem Schwierigkeitsgrad. Es lassen sich in der Gruppenarbeit drei Entwicklungsstufen<br />
herausarbeiten (1) Kennen lernen/Vertrauensaufbau/Regeln, (2) Kooperation/Teamfähigkeit,<br />
(3) Auseinandersetzung/Konfrontation. Dort wo ständig neue Übungen,<br />
Spiele etc. eingesetzt wurden, ging zum Teil die Systematik verloren und blieb die Weiterentwicklung<br />
auf dem Niveau der zweiten Entwicklungsstufe stehen.<br />
� In keinem Standort stand das delinquente Verhalten im Vordergrund der Arbeit. Dennoch<br />
wurde es in unterschiedlicher Form thematisiert und bearbeitet. Die Einzelfallarbeit ermöglichte<br />
eine individuellere Auseinandersetzung mit dem Fehlverhalten. So fanden dort auch<br />
ganz gezielt und erfolgreich Wiedergutmachungsleistungen statt, die mit pädagogischer Begleitung<br />
eine Opferperspektive vermittelte und Gelegenheit zur verständigungsorientierten<br />
Konfliktschlichtung ermöglichte. Die Einzelfallhilfe ermöglicht mehr Zeit für den Einzelnen,<br />
und damit verbunden auch entsprechend breiteren Raum für individuelle Zuwendung und<br />
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