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Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

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<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />

Projekt beteiligte Eltern befragt sowie Protokolle ausgewertet. Die Ergebnisse lassen sich wie<br />

folgt zusammenfassen.<br />

� Elternarbeit ist ein gesetzlich fixierter und methodisch unverzichtbarer Bestandteil. Sie stellt<br />

eine wichtige Voraussetzung für die Nachhaltigkeit der Hilfe dar und erfordert viel Zeit. Die<br />

Einbeziehung der Eltern besaß in allen Standorten eine hohe Relevanz. Dennoch waren die<br />

konzeptionellen Überlegungen in Bezug auf die Elternarbeit nur wenig konkret. Aufgrund der<br />

strukturellen Anfangsschwierigkeiten begann eine Intensivierung der Elternarbeit erst im<br />

zweiten Projektjahr.<br />

� Die Reaktionen der Eltern auf das delinquente Verhalten ihrer Kinder sind häufig straforientiert<br />

(Fernsehverbot, Stubenarrest) und lassen fehlende erzieherische Kompetenzen erkennen.<br />

Ziele der Elternarbeit sind daher die Erarbeitung von Bewältigungs- und Handlungsstrategien<br />

und die Überwindung von Hilflosigkeit, um von Seiten der Eltern angemessener<br />

auf das abweichende Verhalten ihrer Kinder reagieren zu können.<br />

� Das Interesse der Eltern besteht vor allem in einer schnellen Symptombeseitigung, d.h. der<br />

Vermeidung von erneutem straftatverdächtigem Verhalten. Ihre Erwartungen beziehen sich<br />

somit in erster Linie auf das Kind und sie zeigen kaum ein Interesse an einer weitergehenden<br />

Hilfestellung für sich selbst. Die Pädagogen dagegen sind um eine grundlegende Intervention<br />

bemüht.<br />

� Bei den Eltern zeigt sich häufig ein fehlender Problembezug und die Fähigkeit Zusammenhänge<br />

zwischen familialer Situation und dem abweichenden Verhalten des Kindes zu erkennen.<br />

Eine zentrale Aufgabe in der Elternarbeit besteht deshalb darin, eine Problemeinsicht<br />

bei diesen Eltern zu entwickeln sowie das Bewusstsein für bestehende Zusammenhänge<br />

zu fördern.<br />

� Aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit und mangelnden Kooperation einiger Eltern ließ<br />

sich die Elternarbeit in den Standorten nur schwer systematisch durchführen. Manche Eltern<br />

entzogen sich der Hilfe permanent, zu anderen gelang der Kontakt nur über Gehstrukturen.<br />

So war der Hausbesuch mitunter die einzige Möglichkeit, manche <strong>Familie</strong>n zu erreichen.<br />

� Die Elternarbeit zeigte bei einem auf wenige Monate befristeten Training seine Grenzen im<br />

Hinblick auf den Beziehungsaufbau. Erfahrungen haben gezeigt, dass die Motivation der Eltern<br />

im Hilfeverlauf tendenziell zunimmt. Eltern die anfangs das Projekt ablehnten, suchen<br />

im Projektverlauf zunehmend das Gespräch und die Beratung. Überwiegend waren es die<br />

Mütter, die im Kontakt mit den <strong>ESCAPE</strong>-Mitarbeitern standen.<br />

� Bei den Eltern lassen sich hinsichtlich der Bereitschaft zur Zusammenarbeit tendenziell drei<br />

Gruppen unterscheiden, die mit hoher, mittlerer und geringer Motivation beschrieben werden<br />

können. Die Bereitwilligkeit zur Kooperation steht im Zusammenhang damit, welche<br />

Rolle das Hilfeangebot für die Eltern spielt und welche Erwartungen die Eltern an das Projekt<br />

haben. Das Projekt wird von den Eltern vielfach als gute Freizeitmöglichkeit betrachtet,<br />

was für die Eltern gleichzeitig die größte Unterstützung darstellt. Von Seiten der Eltern wird<br />

das delinquente Verhalten der Kinder auch auf fehlende und unangemessene Freizeitangebote<br />

zurückgeführt. Bei Eltern, die das Projekt als reine Freizeitbeschäftigung betrachten,<br />

besteht keine wirkliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Diese Eltern entziehen sich vielmehr<br />

der Verantwortung für die Problemlösung und delegieren die Verantwortung an das<br />

Projekt. Höhere Motivation ist hingegen bei den Eltern erkennbar, die das Projekt als Anstoß<br />

sehen, Hilfe anzunehmen. Diese Eltern sehen die Bedeutung des Projektes neben der Beschäftigung<br />

des Kindes hauptsächlich in der konkreten Einflussnahme auf das Kind (Verhaltensänderung)<br />

sowie vereinzelt in einer Hilfestellung für die <strong>Familie</strong>.<br />

� Wichtige Bestandteile der Elternarbeit sind sowohl Hausbesuche als auch im Projekt stattfindende<br />

Gespräche. Hausbesuche lassen oft eine ungezwungene Atmosphäre entstehen,<br />

die sich insgesamt positiv auf die Zusammenarbeit mit den Eltern auswirkt. Zum anderen<br />

zeigt sich, dass das Kennenlernen der Projektarbeit in den Räumlichkeiten eine intensivere<br />

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