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Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

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EVALUATIONSBERICHT<br />

Anerkennung. Während die Gruppenarbeit eher einen geschlossenen Rahmen bietet, kann<br />

die Einzelarbeit methodisch intensiver in das soziale Umfeld hineinwirken. In einem Standort<br />

kamen hingegen in der sozialen Gruppenarbeit Elemente aus Sozialen Trainingskursen und<br />

Anti-Aggressionstraining wie heißer Stuhl etc. in abgewandelter und kindgemäßer Weise<br />

zum Einsatz. Die Erfahrungen waren in verschiedenen Gruppen nicht in gleicher Weise positiv.<br />

Positive Erfahrungen gab es hingegen bei der Übertragung der Gruppenleitung auf die<br />

Kinder. Jedes Kind durfte dabei einmal das Training der Gruppe selber leiten und gestalten.<br />

� Die konzeptionelle Überlegung in Riesa, auch Freunde der Zielgruppe in <strong>ESCAPE</strong> einzubeziehen,<br />

um Stigmatisierungen vorzubeugen, blieb ohne Erfolg. Die Einführung des offenen<br />

Freizeitangebotes mit dem „Tag der offenen Tür“ rückte diesem Ansatz zwar ein wenig näher,<br />

allerdings wurden die anfänglichen gescheiterten Versuche zu schnell negativ verallgemeinert<br />

und dieses Ziel im Projektverlauf sehr früh aus dem Auge verloren.<br />

� Aus den Erfahrungsberichten aller Standorte leitet sich eine allgemein positive Bilanz der<br />

ergänzenden mehrtägigen erlebnispädagogischen Gruppenfahrten ab. Die Gemeinschaft ist<br />

in dieser Zeit sehr viel intensiver. Die Gruppenfahrten dienen, neben den gruppendynamischen<br />

Effekten auch dem Zwecke primärer Erlebnisse und der Konfrontation mit Grenzerfahrungen.<br />

Die Wirkung dieser erlebnispädagogischen Fahrten wird in Frage gestellt, wenn<br />

diese lediglich Klassenfahrtcharakter im Verständnis einer Aneinanderreihung von Events<br />

beinhalten wie Museum, Kino, Mc Donald´s etc. Auch wenn es Situationen gab, in denen<br />

die Ereignisse eskalierten, so konnten diese doch meist konstruktiv weiterverarbeitet werden.<br />

Von Bedeutung ist deshalb die zeitliche Einordnung im Gesamtprogramm. Die Fahrten<br />

sollten einerseits nicht zu früh angesetzt werden, da eine gewisse Vertrauensebene notwendig<br />

ist, andererseits auch nicht zu spät, damit die Dynamiken weiterverarbeitet und<br />

nutzbar gemacht werden können. Es empfiehlt sich, diese Maßnahme im zweiten Drittel zu<br />

platzieren.<br />

� Die konzeptionell angedachte Dauer der Hilfe von vier Monaten konnte in keinem Standort<br />

umgesetzt werden. Die Möglichkeit der Verlängerung der Einzelfallhilfe im Standort Auerbach<br />

hat sich bewährt. Realistischer erscheint als Orientierungsmaß eine Betreuungszeit<br />

von ca. sechs Monaten in Abhängigkeit vom Einzelfall oder auch unter Berücksichtigung<br />

von Ausfallzeiten in den Schulferien. Eine geläufige Faustregel besagt, dass erzieherische<br />

Hilfen über sechs Monate einen Hilfeplan nach § 36 KJHG erforderlich machen. <strong>ESCAPE</strong><br />

könnte somit mit einer Dauer von sechs Monaten einem Hilfeplan vorgelagert sein.<br />

5.5.5 Eltern- und <strong>Familie</strong>narbeit<br />

In der Jugendhilfe nahm Elternarbeit lange Zeit nur eine Randposition ein. Die Hilfe richtete sich<br />

ausschließlich auf das Kind bzw. den Jugendlichen. Das soziale Umfeld des Kindes fand dabei<br />

nur wenig Berücksichtigung. Erst im Rahmen der Methodendiskussion in den 60er Jahren und<br />

später dann mit dem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz und den lebensweltorientierten Konzepten<br />

der Jugendhilfe zu Beginn der 90er Jahre gewann Elternarbeit immer mehr an Bedeutung.<br />

Die Intensivierung von Elternarbeit resultiert aus der Einsicht, dass Kinder und Jugendliche<br />

„im Kontext ihrer Lebenslage in ihrer sozialen Situation gesehen werden müssen, dass Hilfe<br />

oft nur in solchem Kontext effektiv sein kann“ (BMJFFG 1990, S. 79). Die sozialpädagogische<br />

Aufgabe in der Elternarbeit ist dementsprechend, „dass sie Müttern, Vätern und Kindern dabei<br />

hilft, tragfähige und befriedigende Beziehungen zu entwickeln, mit Krisensituationen fertig zu<br />

werden und ihre Innen- und Außenbeziehungen so zu gestalten, dass alle Mitglieder des <strong>Familie</strong>nsystems<br />

die Chance zur Selbstverwirklichung erhalten“ (Leube 1996, S. 159). Ziel ist somit<br />

die Handlungskompetenz der Eltern derart zu erweitern, dass sie fähig sind, Probleme und Aufgaben<br />

so weit wie möglich selbst zu lösen. Gerade wenn es um die Bewältigung von Delinquenz<br />

bei Kindern geht, ist vor allem die Interaktion in der <strong>Familie</strong> von Bedeutung (vgl. Rieker<br />

2001, S. 5). In einer Teiluntersuchung wurden dazu die Mitarbeiter in den Standorten und am<br />

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