Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

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EVALUATIONSBERICHT 6 5.5.4 Einzelfallarbeit und soziale Gruppenarbeit............................................................................ 53 5.5.5 Eltern- und Familienarbeit ..................................................................................................... 58 5.5.6 Soziale Integration und Nachbetreuung................................................................................ 60 5.6 Wirksamkeit und Akzeptanz .............................................................................................62 5.6.1 Rückfalligkeit ......................................................................................................................... 62 5.6.2 Einstellungsänderungen........................................................................................................ 64 5.6.3 Subjektive Beurteilungen der Hilfe ........................................................................................65 6. Zusammenfassung der Ergebnisse ...................................................................... 70 6.1. Allgemeine Schlussfolgerungen ......................................................................................70 6.2. Fazit.................................................................................................................................73 7. Ausblick................................................................................................................... 73 8. Schluss .................................................................................................................... 76 Literaturverzeichnis.................................................................................................... 77 Pressespiegel.............................................................................................................. 84 Teiluntersuchungen Im Rahmen der Evaluation des Modellprojekts wurden Teiluntersuchungen zu ausgewählten Themenbereichen und Fragestellungen durchgeführt. Diese können entweder im Anhang des ausführlichen Projektberichts oder im Internet auf den Servern der Universität Leipzig bzw. des Sächsischen Landesjugendamtes nachgelesen werden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende sieben Untersuchungen: I. Bedarfsorientierte Angebote der Kinder- und Jugendhilfe für Kinder mit delinquentem Verhalten II. Institutioneller Umgang mit delinquenten Kindern – Interventionsanlässe und Lösungsstrategien III. Erreichbarkeit delinquenter Kinder und ihrer Familien – eine vertiefende Analyse pädagogischer Vermittlungsprozesse IV. Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe bei Kindern mit abweichendem Verhalten V. Lebenserfahrungen delinquenter Kinder und Handlungsansätze der Jugendhilfe VI. Arbeit mit Eltern delinquenter Kinder VII. Intervention bei Delinquenz im Kindesalter - Wirksamkeit und Akzeptanz des Modellprojekts ESCAPE
1. Einführung 1.1 Zur Entstehung des Modellprojekts Modellprojekt ESCAPE „Erprobung neuer Hilfeangebote für Kinder mit abweichendem Verhalten“ so lautete der Arbeitstitel des Landesmodellprojektes ESCAPE der Jugendhilfe im Freistaat Sachsen. Der Focus richtet sich dabei auf Kinder unter 14 Jahren mit delinquentem Verhalten. Das Projektanliegen entwickelte sich im Kontext der öffentlichen und politischen Debatte um die erheblich ansteigende Zahl tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher in den Jahren zwischen 1988 und 1998 in Deutschland (PKS, Erster Periodischer Sicherheitsbericht 2001, S. 510 ff.). Neben dieser statistischen Entwicklung sorgten ausführliche Medienberichte über spektakuläre Einzelfälle kindlicher Aggression wie der Fall Mehmet oder die Morde in Meißen, Hamburg oder Bad Reichenhall für reichlich Verunsicherung und ein all zu pauschales Bild über aggressive Verhaltenstendenzen junger Menschen. In Schlagzeilen wurden Straftäter als „immer jünger“ und „immer brutaler“ - ja sogar als „Monsterkids“ (Der Spiegel 1998) - dargestellt, die die innere Sicherheit in Deutschland bedrohten. Doch auch wenn Gewaltdelikte wie gefährliche Körperverletzungen und Raub zugenommen haben, relativiert sich der prozentuale Anstieg in Anbetracht der niedrigen absoluten Zahlen. Der überwiegende Teil rechtswidriger Handlungen von Kindern fällt in den Bereich der Bagatelldelinquenz. Dabei werden auch Verhaltensweisen als Straftaten eingestuft, bei denen es sich nicht um bewusste Strafnormverletzungen handelt, sondern vielmehr um entwicklungsbedingtes Verhalten und kindliches Ausprobieren, das sich in seiner Geringfügigkeit deutlich gegenüber der Kriminalität von Erwachsenen unterscheidet und in der Realität längst nicht das propagierte Sicherheitsrisiko darstellt. Abgesehen von der ohnehin nur sehr begrenzten Aussagekraft der Polizeilichen Kriminalstatistik spielt Kinderdelinquenz im Gesamtspektrum der Kriminalität und gemessen am Anteil an der Gesamtbevölkerung nur eine untergeordnete Rolle. Undifferenzierte Betrachtungsweisen in den Medien oder auch in Wahlkampfparolen haben allerdings dennoch maßgeblich zu der verbreiteten Meinung in der Öffentlichkeit beigetragen, gegenüber jungen Straftätern sei härter und mit sichtbareren Maßnahmen durchzugreifen. Dies spiegelte sich konkret in den rechtspolitischen Forderungen wider, das Strafmündigkeitsalter von 14 auf 12 Jahre herabzusetzen, in Sachsen geschlossene Unterbringungen einzuführen oder auch die Eltern dieser Kinder in ihrer Erziehungsverantwortung stärker in die Pflicht zu nehmen (Lüders 1998). Dahinter stand aber auch die Annahme, dass die zuständigen Institutionen und Akteure im Feld nicht ausreichend aktiv seien. Neben der über Jahre geführten Diskussion im Spannungsfeld von Erziehung und Strafe im Rahmen des Jugendstrafrechts weitete sich die Aufmerksamkeit damit zunehmend auch auf den Bereich der Delinquenz von Kindern aus, die aufgrund ihres Alters nach § 19 Strafgesetzbuch (StGB) strafrechtlich noch nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Die lebensweltorientierte, auf Prävention ausgerichtete, Kinder- und Jugendhilfe geriet in dieser Debatte zunehmend unter Erwartungs- und Legitimationsdruck, zumal die sozialpädagogische Praxis ebenfalls Handlungsunsicherheiten und einen Handlungsbedarf im Umgang mit so genannten „schwierigen Kids“ signalisierte. In der Tat blieb Kinderdelinquenz in der Kinder- und Jugendhilfe ein bislang vernachlässigtes Thema. Obwohl das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) eine differenzierte Leistungspalette vorhält, fehlen überzeugende pädagogische Konzepte des Umgangs, aber auch Verbindlichkeiten und Verfahrensstandards im Zusammenwirken der Institutionen an der Schnittstelle von Kinderdelinquenz. Auf der Suche nach adäquaten Lösungsansätzen helfen weder Dramatisierung noch Verharmlosung weiter, sondern es bedarf einer differenzierten Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen und Hintergründen abweichender Verhaltensweisen im Allgemeinen und im Speziellen. Notwendig ist aber auch ein kritisches Hinterfragen der Leistungsfähigkeit der Angebote innerhalb der Jugendhilfe mit ihren verschieden Aufgabenfeldern, die über Kriminalprävention weit hinausgehen und durch das doppelte Mandat von Hilfe und Kontrolle immer wieder auch fachliche Entschei- 7
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