27.02.2013 Aufrufe

Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />

schiedene Formen der Kooperation bilden die Basis der Entwicklung einer Zusammenarbeit,<br />

die sich auf verschiedene Kooperationsbeziehungen übertragen lassen:<br />

� persönliche Kontaktaufnahme und Festlegung von Ansprechpartnern<br />

� Kommunikationssysteme und Informationsaustausch mit regelhaften Zeiten<br />

� gegenseitige Öffnung von Fortbildungsangeboten und Durchführung gemeinsamer<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

� Mitgliedschaft in Ausschüssen und Gremien<br />

� Dem <strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong> ist es mit überarbeiteten Zugangskriterien gelungen, Kinder in<br />

das Interventionsprogramm zu integrieren, deren Entwicklung durch delinquenzfördernde<br />

Risikofaktoren belastet ist. Die durchschnittliche Risikobelastung der Kinder im Projekt lag in<br />

den untersuchten Merkmalen deutlich höher als die durchschnittliche Risikobelastung<br />

gleichaltriger Kinder im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong>. Zu den Risikofaktoren zählen unvollständige<br />

<strong>Familie</strong>nstrukturen, geringer sozioökonomischer Status, unterdurchschnittliche kognitive<br />

Leistungen und eine hohe Prävalenz psychischer Auffälligkeiten. Auch wenn jedes Kind seine<br />

ganz eigene Lebensgeschichte und Sichtweise auf die Welt hat, lassen sich dadurch in<br />

der individuellen Vielfalt der Problemkonstellationen vielfach Gemeinsamkeiten in der Fallstruktur<br />

erkennen.<br />

� Kinder, die in ihrer Entwicklung erheblich beeinträchtigt sind, brauchen frühzeitig professionelle<br />

Hilfe und Förderung. In Anbetracht der nachgewiesenen hohen Risiko- und Problembelastung<br />

der Kinder im Projekt ist mehrfach auffälliges delinquentes Verhalten ein ernst zu<br />

nehmender Indikator für das Tätigwerden der Jugendhilfe mit ihren Kooperationspartnern.<br />

Repressive Maßnahmen, wie geschlossene Unterbringung oder Ausweitung des Strafmündigkeitsalters,<br />

stellte für keines der Kinder im Projekt eine adäquate und fachliche Alternative<br />

dar.<br />

� Bei extrem belasteten Kindern stößt <strong>ESCAPE</strong> allerdings aufgrund der konzeptionell angelegten<br />

zeitlichen Befristung der Hilfe von ca. sechs Monaten und den damit verbundenen<br />

begrenzten Möglichkeiten hinsichtlich der Einbeziehung und Einflussnahme auf das gesamte<br />

<strong>Familie</strong>nsystem deutlich auch an Grenzen. Weiterführende Hilfen - darunter auch Fremdunterbringung<br />

- können mit <strong>ESCAPE</strong> nicht ausgeschlossen werden. Wenn auch eine<br />

Fremdunterbringung durch die Angebote nicht verhindert bzw. ersetzt werden kann, so können<br />

doch über die Vermittlungen positiver Erfahrungen und Angebote des sozialen Lernens<br />

Verhaltensänderungen bewirkt werden und die Kinder zugleich in Freizeitangebote integriert<br />

werden. Mit <strong>ESCAPE</strong> filtern sich Fälle heraus, bei denen es verstärkt einer längerfristigen<br />

und zum Teil auch therapeutischen Intervention wie beispielsweise der aufsuchenden <strong>Familie</strong>ntherapie<br />

bedarf. <strong>ESCAPE</strong> ist daher eher ein Präventivangebot im Bereich der Früherkennung<br />

und -förderung für Kinder in so genannten Kippkonstellationen.<br />

� Mit <strong>ESCAPE</strong> verbindet sich die Diskussion von Spezialisierung und Integration von Angeboten<br />

der Jugendhilfe. Eine Spezialisierung liefert einerseits wichtige Impulse für die Qualifizierung<br />

von Jugendhilfe, da Spezialwissen notwendige Fachlichkeit garantiert, andererseits<br />

verlangt die gesellschaftliche Pluralisierung lebensweltorientierte und entspezialisierte Angebote.<br />

Weder das eine noch das andere darf aus dem Blick verloren werden. Der zielgruppenorientierte<br />

Ansatz ist ein erster Schritt des Tätigwerdens und schließt eine Öffnung und<br />

Ausweitung z.B. auf andere Verhaltensindikatoren für problembelastete Kinder nicht aus.<br />

Von einer Ausgrenzung delinquenter Kinder kann bei <strong>ESCAPE</strong> keine Rede sein, denn die<br />

Arbeit versteht sich als eine sozial-integrative Hilfe, die in die Lebenswelt der Kinder hineinwirken<br />

soll. Weder die beteiligten Eltern noch die Kinder erlebten die Hilfe als stigmatisierend,<br />

vielmehr fand <strong>ESCAPE</strong> bei den meisten beteiligten Kindern und Eltern große Akzeptanz.<br />

� Die Untersuchung macht deutlich, dass für delinquente Kinder ein Bedarf an Hilfe besteht.<br />

Der Bedarf an Jugendhilfeangeboten für die Altersgruppe der 9-14jährigen geht allerdings<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!