Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen
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EVALUATIONSBERICHT<br />
6. Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
6.1. Allgemeine Schlussfolgerungen<br />
<strong>Modellprojekt</strong>e in sozialen Arbeitsfeldern werden von Praktikern und Institutionen oft mit Skepsis<br />
betrachtet, obwohl sich ein entsprechender Handlungsbedarf meist direkt aus der Praxis ableitet.<br />
Das mit <strong>Modellprojekt</strong>en verbundene Hinterfragen gewohnter Handlungsmuster und Alltagsroutinen<br />
sowie mögliche Veränderungen erzeugen Verunsicherungen, fordern die Bereitschaft<br />
zu Mehraufwand und die Auseinandersetzung mit der eigenen Fachlichkeit. Dazu lässt<br />
die zumeist reagierende statt agierende Praxis wenig Zeit. Hinzu kommen die bisherigen Erfahrungen,<br />
dass sich <strong>Modellprojekt</strong>e mit viel Aufwand und Aktionismus lediglich auf die Modelllaufzeit<br />
beschränken und aus verschiedenen Gründen dann doch nicht in die Regelpraxis überführt<br />
werden. Betritt man ein solches Neuland, braucht es daher überzeugende fachliche Argumente<br />
und Geduld, um in der Praxis sich zu bewähren und akzeptiert zu werden.<br />
Das <strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong> hatte dazu knapp drei Jahre Zeit und steht nun am Übergang in die<br />
Regelpraxis und zugleich in der Verantwortung, sowohl den fachpolitischen Diskurs weiterzuführen<br />
als auch alle relevanten Akteure weiterhin in die Arbeit einzubeziehen. Nach drei sehr<br />
arbeitsintensiven und interessanten Projektjahren stellt sich am Ende der Modellphase die Frage:<br />
Was hat das Projekt geleistet und bewirkt? Entsprechen die Ergebnisse den Intentionen der<br />
Projektausschreibung? Wie der Bericht zeigt, können seitens der wissenschaftlichen Begleitung<br />
des Projekts keine pauschalen Antworten darauf gegeben werden, denn <strong>ESCAPE</strong> liefert keine<br />
Patentrezepte, aber fachliche Argumente für ein pädagogisches Handlungsverständnis im Umgang<br />
mit delinquenten Kindern. Die dargestellten Ergebnisse im <strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong>, die<br />
hier noch einmal zusammengefasst werden sollen, verweisen auf die Möglichkeiten und Grenzen<br />
pädagogischer Interventionen der Jugendhilfe.<br />
� Die unterschiedlichen institutionellen und konzeptionellen Rahmenbedingungen sowie die<br />
regionalen Besonderheiten und Kooperationspartner der drei Modellstandorte sorgten im<br />
Projektprozess für eine jeweils eigene Dynamik. Die Ergebnisse müssen von daher differenziert<br />
und im jeweiligen Kontext betrachtet werden. Unter Berücksichtigung dieser Unterschiede<br />
kann es nicht darum gehen, die Bedingungen und Voraussetzungen aller Standorte<br />
zu vereinheitlichen, sondern es soll daraus vielmehr ein allgemeiner Handlungsrahmen der<br />
Jugendhilfe im Umgang mit delinquenten problembelasteten Kindern abgeleitet werden, der<br />
den Kindern frühzeitig professionelle Hilfe ermöglicht und institutionelle Verfahrensunsicherheiten<br />
in der Praxis bewältigen hilft.<br />
� <strong>ESCAPE</strong> hat an einer institutionellen Schnittstelle Aufmerksamkeit erzeugt, Kooperationsprozesse<br />
in Gang gesetzt und zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den<br />
zuständigen Institutionen beigetragen, auch wenn dabei strukturelle Grenzen der Kooperation<br />
sichtbar und spürbar geworden sind. Die institutionelle Einbindung und Akzeptanz von<br />
<strong>ESCAPE</strong> gestaltet sich umso schwieriger, je komplexer die regionalen Strukturen der Institutionen<br />
ausgeprägt sind. Die überschaubaren Verständigungsebenen und kurzen Wege<br />
zwischen den Kooperationspartnern in Auerbach vereinfachten die Zusammenarbeit. Dagegen<br />
wirkten sich die anonymen und komplexeren Großstadtstrukturen wie in Dresden erschwerend<br />
auf die Entwicklung der Kooperationen aus. Potentielle Kooperationspartner sollten<br />
von Beginn an - möglichst bereits in der Konzeptentwicklungsphase – ins Projekt einbezogen<br />
und daran beteiligt werden.<br />
� Interventionserfolge hängen von der Art der Kooperationsbeziehungen ab. Eine gute Kooperation<br />
kann die Früherkennung problembelasteter <strong>Familie</strong>n fördern. Eine wichtige Voraussetzung<br />
zur Erreichbarkeit der Zielgruppe liegt im schnellen Reagieren sowie im verständigungsorientierten<br />
und verbindlichen Zusammenwirken der beteiligten Institutionen. Ver-<br />
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