Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen
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<strong>Modellprojekt</strong> <strong>ESCAPE</strong><br />
kids“ geradezu als eine vernachlässigte Zielgruppe der Kinder- und Jugendhilfe gelten. Und<br />
auch aus der inhaltlichen Beschreibung der Jugendsozialarbeit als „arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit<br />
oder Jugendberufshilfe“ lässt sich diese Konzentration auf Jugendliche nicht<br />
ableiten. Denn gerade in der Jugendsozialarbeit - als eines der ältesten Arbeitsfelder der Kinder-<br />
und Jugendarbeit - hat es in den letzten Jahren enorme Veränderungen gegeben, und<br />
zwar sowohl hinsichtlich ihrer Angebote als auch in Bezug auf die Zielgruppen. Es kann längst<br />
nicht mehr die Rede davon sein, dass es sich hierbei ausschließlich um Angebote für Jugendliche<br />
handelt (vgl. Jugendpolitisches Programm der Sächsischen Staatsregierung 1996). So ist<br />
immer dann, wenn von schulischer Integration die Rede ist, automatisch die Rede auch von<br />
Kindern. Und so wäre es nur folgerichtig, die Entwicklung von Arbeitsansätzen einer „Kindersozialarbeit“<br />
in den Blick zu nehmen und dabei auch die hier in Rede stehende Zielgruppe der<br />
Kinder mit abweichendem Verhalten zu berücksichtigen. Gerade wenn man davon ausgeht,<br />
dass es nicht in jedem Fall immer wieder neue und spezielle Angebote sein müssen, in die Kinder<br />
mit abweichendem Verhalten integriert werden, bieten sich bestehende Maßnahmen im<br />
Rahmen der Jugendsozialarbeit an, die an Schulen oder im schulischen Umfeld angesiedelt<br />
sind. Damit werden die Kinder nicht in erster Linie über die Probleme angesprochen, die sie<br />
„machen“, sondern es wird ihnen zuallererst einmal Hilfe bei Problemen angeboten, die sie haben<br />
- z. B. im schulischen Bereich.<br />
Auch eine Integration der entwickelten Arbeitsansätze in die Jugendschutzarbeit (§14 KJHG) ist<br />
denkbar. Da hier ohne das Instrument des Hilfeplanes gearbeitet wird, geht es eher um die Kinder,<br />
die keine „verfestigte Karriere“ aufweisen, sondern bei denen das delinquente Verhalten als<br />
Ausdruck einer Suchbewegung angesehen werden kann. So werden am Standort Riesa die in<br />
den letzten drei Jahren entwickelten Arbeitsansätze und Erfahrungen in ein gemeinwesenorientiertes<br />
Projekt integriert, das im Rahmen des Jugendschutzes präventive Arbeit anbietet. Es ist<br />
davon auszugehen, dass in den Fällen, in denen dieses Angebot an seine Grenzen stößt, die<br />
Kinder und Jugendlichen in bestehende Projekte der Erziehungshilfen integriert werden, beispielsweise<br />
in Einrichtungen der Erziehungsberatung.<br />
Als auf den ersten Blick ungewöhnlich und eigentlich nicht für die Zielgruppe der unter 14jährigen<br />
geeignet, erweist sich die inhaltliche Anbindung und Verknüpfung der Projektarbeit mit<br />
der Arbeit der Jugendgerichtshilfe, wie sie an den Standorten Auerbach und Dresden teilweise<br />
realisiert wird. Diese Vorgehensweise erweist sich indes insofern als eine gute Möglichkeit die<br />
Arbeit weiterzuführen, als hier die fachlichen Ressourcen, die Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe<br />
in ihrer Arbeit mit den Jugendlichen entwickeln konnten, behutsam auf die Arbeit mit den<br />
Kindern übertragen werden. Konkret heißt dies z.B., dass es Angebote der sozialen Gruppenarbeit<br />
geben kann, die sich sehr eng an den sozialen Trainingskursen für Jugendliche orientieren.<br />
Damit wird garantiert, dass, auch wenn es sich dabei um ein ausschließlich präventives<br />
Angebot handelt, Erfahrungen aus der Arbeit mit straffälligen Jugendlichen in diese Arbeit einfließen<br />
und eine Schwerpunktsetzung auf das abweichende Verhalten ermöglichen.<br />
Es dürfte selbstverständlich sein, dass die über die inhaltliche Arbeit der JGH hinausgehenden<br />
Strukturen, also etwa die partielle Zusammenarbeit mit der Polizei und der Justiz für die Arbeit<br />
mit den Kindern völlig unberücksichtigt bleiben, also nicht etwa schon „präventiv“ mit der Polizei<br />
über in Kürze strafmündig werdende „Problemfälle“ verhandelt wird.<br />
Die im Vogtlandkreis vorgenommene Ausweitung der Arbeit mit delinquenten Kindern folgt in<br />
den anderen Standorten Reichenbach und Adorf/Oelsnitz eher der bisherigen Praxis, d. h. die<br />
neuen Angebote sind den Erziehungshilfen zugeordnet, wobei ausdrücklich darauf verwiesen<br />
wird, dass alle Hilfeangebote ohne oder mit verkürztem Hilfeplan realisiert werden. So ist ein<br />
schneller und unkomplizierter Beginn der Arbeit möglich, der eine Spezifizierung und Erweiterung<br />
des Hilfeplanes zu einem späteren Zeitpunkt, nicht ausschließt.<br />
Ferner sei noch auf die nahe liegende Möglichkeit verwiesen, die Arbeit mit Kindern, die mit<br />
abweichendem Verhalten auffallen, in Angebote der Hilfen zur Erziehung zu integrieren. Auch<br />
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