Modellprojekt ESCAPE - Familie - Freistaat Sachsen
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EVALUATIONSBERICHT<br />
auf die rückfälligen Kinder, die das Projekt beendet haben, so ergibt sich eine Rückfallquote von<br />
5,4%. Diese geringe Quote kann durchaus als ein Erfolg der Hilfe gesehen werden.<br />
Um genauere Angaben über die Rückfälligkeit zu erhalten, wäre es günstiger, zum einen die<br />
Kinder selbst, aber auch die Eltern oder das Jugendamt zu befragen. Zum anderen sollte der<br />
zeitliche Abstand zwischen Beendigung der Intervention und Feststellung der Rückfälligkeit<br />
größer sein, um die Nachhaltigkeit der Maßnahme besser einschätzen zu können.<br />
5.6.2 Einstellungsänderungen<br />
Eine wichtige Voraussetzung für eine Verhaltensänderung der Kinder ist die Änderung ihrer Einstellungen<br />
und ihres Erlebens. Zur Erfassung potentieller Veränderungen, die im Sinne der Zielstellung<br />
und der Wirksamkeit des Projektes interpretiert werden können, diente der Einsatz des<br />
Persönlichkeitsfragebogen PFK 9-14 Jahre von Seitz und Rausche (1992) im Prä-Post-Design<br />
(vgl. Teiluntersuchung VII im Anhang). Die erste Erhebung fand jeweils unmittelbar zu Beginn<br />
der Maßnahme statt. Die Post-Erhebung wurde mit Beendigung der Intervention durchgeführt.<br />
Der PFK 9-14 zielt auf eine möglichst breite und gleichzeitig differenzierte Erfassung der kindlichen<br />
Persönlichkeit. Im PFK 9-14 werden drei Äußerungsbereiche der Persönlichkeit des Kindes<br />
unterschieden: Verhaltensstile (VS) – nach außen manifestierte und von außen beobachtbare<br />
Charakteristika des Verhaltens; Motive (Mo) – dynamische Antriebe als Beweggründe des<br />
Verhaltens, wie Bedürfnisse, Einstellungen, Werthaltungen; Selbstbildaspekte (SB) – qualitative<br />
Aspekte der Bewertung des eigenen Verhaltens und Erlebens auf Basis der eigenen Selbstwahrnehmung<br />
und Selbstreflexion. Da nicht alle Kinder in die Untersuchung einbezogen werden<br />
konnten, handelt es sich um eine Stichprobe von 34 Kindern (elf Auerbach, dreizehn Dresden,<br />
zehn Riesa). Ungünstige Einflussfaktoren der Untersuchung sind: die kleine Stichprobe,<br />
die Selbsteinschätzung der Kinder, drei verschiedene Standorte mit unterschiedlichen Mitarbeitern,<br />
Methoden und regionalen Einflüssen. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen sich wie<br />
folgt zusammenfassen.<br />
Für die Gesamtstichprobe sind nur geringe Effekte erkennbar, die in der Heterogenität der Probanden,<br />
Standorte und Methode begründet liegen. Ein positiver Nebeneffekt der Intervention ist<br />
der gesteigerte schulische Ehrgeiz für einen großen Teil der gesamten Stichprobe. Diese Veränderung<br />
lässt eine verstärkte Orientierung an kulturellen und gesellschaftlichen Idealen vermuten.<br />
Bei einen Drittel der Kinder führte die Maßnahme zu einer erhöhten Offenheit gegenüber<br />
sozialen Kontakten und zur Abnahme der allgemeinen sowie spezifischen Angst. Eine negative<br />
Entwicklung zeigte sich im Bereich des aggressiven Verhaltens, da die meisten Teilnehmer<br />
nach der Maßnahme mehr aggressive und oppositionelle Motive für ihr Verhalten angeben.<br />
Worauf dies zurückzuführen ist, konnte nicht zufriedenstellend geklärt werden. Differenziertere<br />
Ergebnisse lassen sich durch Betrachtung der einzelnen Standorte darstellen.<br />
Im Vergleich der drei Modellstandorte sind unterschiedliche Erfolge erkennbar. In der Einzelfallhilfe<br />
in Auerbach konnten auf vier Skalen positive Veränderungen nachgewiesen werden. Bei<br />
den Kindern wurde ein stärkeres Selbstwertgefühl aufgebaut, da sie sich nach der Intervention<br />
weniger ängstlich fühlten, mehr Selbstvertrauen äußerten und sich anderen Kindern gegenüber<br />
weniger unterlegen fühlten. Außerdem wurden für acht der elf Probanden positive Veränderungen<br />
entweder auf dem Faktor „Emotionalität“ oder dem Faktor „Aktives Engagement“ festgestellt.<br />
Die Arbeitsweise in Auerbach zielte somit vorrangig auf die differenzierte Selbstwahrnehmung<br />
sowie positive Selbstbewertung, Abnahme von Angst und Steigerung der Sozialkompetenz.<br />
In Dresden konnten für die Gesamtgruppe wünschenswerte Veränderungen auf zwei Skalen<br />
abgebildet werden und zehn von dreizehn Probanden lassen Verbesserungen auf einem<br />
der zwei benannten Faktoren erkennen. Die Intervention bewirkte bei den Kindern eine realistischere<br />
Einschätzung der eigenen Person, allerdings mit der Folge, dass sich einige Kinder im<br />
Vergleich mit anderen negativer beurteilten als vorher. Das Interesse an sozialer Interaktion<br />
konnte bei dem Teil der Kinder gefördert werden, die positive Veränderungen auf dem Faktor<br />
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