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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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98 Ergebnisse.<br />

Das Leicherifressen ist auch bei den Vancouver gegenüber am<br />

Festlande wohnenden Tschimsian festgestellt, während bei den<br />

nördlicher wohnenden Tlinkit (im ehemals russischen Nordamerika)<br />

und bei der Haida (auf den Königin Charlotte-Inseln) nichts sicheres<br />

über etwa vorhandene <strong>Anthropophagie</strong> verlautet.^<br />

Ergebnisse.<br />

Wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß die Beweise für<br />

ein Vorkommen der <strong>Anthropophagie</strong> in vorgeschichtlicher Zeit noch<br />

wenig zahlreich und teilweise nicht recht beglaubigt sind, so liegt<br />

dies vor allem in der ungenügenden Zahl der Untersuchungen, sowie<br />

in der Schwierigkeit derselben. Immerhin aber mag nach dem<br />

angeführten Beweismaterial die <strong>Anthropophagie</strong> prähistorischer<br />

Menschen angenommen werden dürfen und diese Annahme hat<br />

nichts überraschendes, wenn wir gewahren, wie weit verbreitet heut-<br />

zutage der Kannibalismus noch ist und wie derselbe sich einst über<br />

weit ausgedehnte Landstriche erstreckte. Wenn es sich auch nicht<br />

absolut beweisen läßt, so kann man doch annehmen, daß die Anthro-<br />

pophagie eine der Kinderkrankheiten des Menschengeschlechts war:<br />

daß dieselbe auch einst weit über unsern, heute davon freien Erd-<br />

teil sich verbreitete, dafür sprechen die zahlreichen sie erwähnenden<br />

Stellen der alten Schriftsteller, die, mögen sie auch hier und da<br />

auf Übertreibung beruhen oder gar Fabeln sein, doch vereinigt mit<br />

dem, was Mythen und Sagen, Märchen und Yolksüberlieferungen<br />

aller Art uns lehren, in ihrer Gesamtheit den Beweis herstellen.<br />

Allenthalljen zeigt ja die Volkslitteratur der europäischen Völker<br />

Anklänge an anthropophage Gewohnheiten und nicht nur von dem<br />

rein materiellen Genüsse des Menschenfleisches ist darin die Eede.<br />

sondern auch jene abergläubigen Wahnvorstellungen, die bei den<br />

Naturvölkern mit dem Kannibalismus verknüpft sind, desgleichen<br />

die <strong>Anthropophagie</strong> aus Rachsucht haben darin ihren Platz ge-<br />

funden als Niederschlag und Üljerlebsel des einst auch bei Europas<br />

Urvölkern vorhandenen Kannibalismus.<br />

^ Krause, <strong>Die</strong> Tlinkit-Indiauer. Jena 1885. 318.

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