Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
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<strong>Die</strong> Tupi. Botokuden. 87<br />
selb Xnil oder XV und machen iren leib gniw mit äscbeii, dann<br />
kom^)! er mit seinen zucbtgesellen auf den platz bey den gefange-<br />
nen, so uberlift'ert der ander so vor dem gefangnen steht, diesem<br />
das holtz, so kompt dann der könig der hütten und nimpt das<br />
holtz und steckts dem, der den gefangen soll todtschlagen, einmal<br />
zwischen den beynen her, welches nun eine ehr unter inen ist.<br />
Dann nimpt er wiederumb das holtz, der den todtschlagen sol, und<br />
sagt dann: Ja hie bin ich, ich wil dich tödten, denn die deinen<br />
haben meiner freunde auch viel getödtet und gessen, antw^ortet<br />
er: Wenn ich todt bin, so habe ich noch viel freunde, die werden<br />
mich wol rechen, darmit schlecht er inen hinten auf den kopff, das<br />
im das Hirn darauß springt, alsbaldt nemen in die weiber, ziehen<br />
in auf das fewer, kratzen ihm die haut alle ab, machen in ganz<br />
weiß, stopfen in den hintersten mit einem holtze zu, auf daß im<br />
nichts entgeht. Wann im dann die haut abgefegt ist, nimpt in<br />
eine mannsperson, schneidet im die Beine über den knien ab, und<br />
die arme an dem leibe, dann kommen die vier weiber, und nemen<br />
die stücke, und laufen mit um die hütten her, machen ein groß<br />
geschi'ey von fi'euden, darnach schneiden sie im den rücken mit<br />
den hintersten von den vorderleib ab, dasselbige theilen sie dann<br />
unter sich, aber das eingew^eyd behalten die ^veiber, sieden, und in<br />
die brühe machen sie einen brey, mingau genannt, den trinken sie<br />
und die kinder. Das eingeweyd essen sie, essen auch das fleisch<br />
um das haupt her, das hirn in dem haupt, die zungen, und was<br />
sie 'sonst daran genießen können, essen die jungen. Wann das<br />
alles geschehen ist, so gehet dann ein ieder wiederumb heim, und<br />
nemen ir theil mit sich. Derjenige, so disen getödtet hat, gibt sich<br />
noch einen namen.'-<br />
Botokuden. <strong>Die</strong> Botokuden, wie sie von den Portugiesen<br />
nach dem Stöpsel (botoque) in ihrer Unterlippe bezeichnet werden,<br />
sind unzweifelhaft Anthropophagen bis zum heutigen Tage. <strong>Die</strong>ses<br />
Volk haust in der Provinz Minas Geraes in dem weiten Raum<br />
zwischen dem Rio Doce und Rio Jequitinhonha , vom 17. bis 20.^<br />
s. B. Um über ihi-en Kannibalismus aufgeklärt zu -werden, können<br />
wir uns an die Berichte deutscher Reisender halten: Eschwege,<br />
Neuwied, Tschudi, welche uns die besten Nachrichten über sie ver-<br />
mittelt haben. Eschwege drang 1811 in die Wälder dieser Anthi'o-<br />
pophagen vor. Damals lebten die Botokuden mit ihren Nachbarn,<br />
Portugiesen wie Negern, in fortwährenden Kriegen, helen über die-<br />
selben her, mordeten und fraßen sie. ,,Ein Augenzeuge der Grreuel-<br />
thaten erzählte mir, daß ihre Anzahl nicht sehr beträchthch war,