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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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<strong>Die</strong> Tupi. 85<br />

1547 beschloß. ,, Indien zu besehen'' und zehn Monate lan^ij Ge-<br />

fangener der Tupinamba im heutigen Brasilien war, die er gründ-<br />

lich kennen lernte.^<br />

Im 25. Kapitel des zweiten Teiles erläutert Hans Staden<br />

,,warumb ein Feind den andern esse'' und er giebt darauf die Ant-<br />

wort: „Sie thuen das nicht aus Hunger, sondern nur aus großem<br />

Haß und Neid. Treffen sie im Kriege aufeinander, so rufen sie<br />

einander zu, daß sie ihrer Freunde Tod aneinander rächen, die<br />

Feinde erschlagen und verzehren wollen." Staden, der selbst<br />

nur durch ein Wunder dem Tode unter den Tupinamba entrann,<br />

hat wiederholt den Kannibalenmahlzeiten beigewohnt, er spricht als<br />

unverdächtiger Augenzeuge und schildert im 38. Kapitel des zwei-<br />

ten Teils „mit was Ceremonien sie ihre Feinde tödten und essen".<br />

Dort heißt es:<br />

,.Wenn sie ihre feinde erstmals heimbringen, so schlagen sie<br />

die weiber und die jungen. Darnach vermalen sie ihnen mit<br />

grawen federn, scheren im die augenbrawen über den äugen ab,<br />

danzen umb in her, binden inen wol, das er inen nicht entläufft,<br />

geben im ein weib, das in verwaret, und auch mit im zu tliun hat.<br />

Und wann die schwanger wirdt, das kind ziehen sie auf biß es<br />

groß wird. Darnach wann es inen in den Sinn kompt, schlagen sie<br />

es todt und essen's. Geben im wol essen, halten inen eine Zeit-<br />

lang, rüsten zu, machen der gefeß vil, da sie die geträncke in tliun,<br />

backen sonderliche gefeß, darin tliun sie die reidtschaft, darmit sie<br />

in vermalen, machen fedderqueste , welche sie an das holtz<br />

binden, darmit sie in todtschlagen , machen eine lange schnür,<br />

Massurana genant, da binden sie inen ein, wann er sterben sol<br />

Wenn sie alle reidschaft bey einander haben, so bestimmen sie<br />

ein zeit, wann er sterben sol, laden die wilden von andern dörfern,<br />

daß sie auff die zeit dahin kommen. Dann machen sie alle gefeße<br />

voU geträncke, und einen tag oder zwen zu vorn. Ehe dann die<br />

weiber die getrencke machen, führen sie den gefangen ein mal<br />

oder zwey auff den platz tantzen umb inen her.<br />

„Wenn sie nun alle bey einander sein, die von außen kom-<br />

* WarhafFtig historia und beschreibung einer landscliaflft der wilden, nacke-<br />

ten, grimmigen menschenfresser leuthen, in der newen weit America gelegen,<br />

vor und nach Christi geburt im Land zu Hessen unbekannt, bisz auff dise II<br />

nechst vergangene jar, da die Hans Staden von Homberg ausz Hessen durch<br />

sein eygne erfarung erkant, und ietzund durch den truck an tag gibt. Franck-<br />

furt am Main durch Weygandt Han. 1556. Herausgegeben von Dr. K. Kixpfel<br />

in der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. Band 47. Stuttgart 1859,

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