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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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64 Randwich-Tnseln. Markesas.<br />

die Hawaier selbst erzählten, daß ihre Vorfahren Kannibalen ge-<br />

wesen seien ; als ein Kest der <strong>Anthropophagie</strong> muß auch angesehen<br />

werden, daß der König bei seiner Einweihung that, als ob er das<br />

ihm dargereichte linke Auge eines geopferten Menschen verschlinge.<br />

John Tuenbull, der in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts<br />

die Südsee durchkreuzte, bemerkt dieses und glaubt überhaupt, daß<br />

zu seiner Zeit noch <strong>Anthropophagie</strong> vorkam. Er fand den Spuck-<br />

napf des Königs mit den Zähnen erschlagener Feinde ausgelegt.^<br />

Durch das Verzehren des linken Auges glaubte man die Kraft des<br />

Herzens des Opfers in sich aufzunehmen.<br />

Markes as-Inseln. Ist, wie von anderen polynesischen Ei-<br />

landen, auch die <strong>Anthropophagie</strong> der Eingeborenen der Markesas-<br />

Inseln geleugnet worden, so kann daran doch keineswegs gezweifelt<br />

werden, wenn auch ein allmähliches Eingehen des Kannibalismus<br />

daselbst beachtet wurde, so daß derselbe gegenwärtig fast erloschen<br />

ist. Bemerkenswert bleibt, daß die Weiber sich an den Kanni-<br />

balenschmausereien ebensowenig wie die Kinder beteiligen durften.<br />

Allgemein ausgeübt wurde sie nur im Ki'iege, wo man namentlich<br />

Augen und Herz, letzteres roh, verschlang. Von den Menschenopfern<br />

durften nach Ellts außer den Priestern nur Häuptlinge und Greise<br />

essen.<br />

Camille de RoQUEFEuiii, ein französischer Seemann, welcher<br />

1817 auf den Markesas-Inseln des Sandelholzhandels wegen war,<br />

fand damals die <strong>Anthropophagie</strong> noch in voller Blüte. Sein Gewährmann<br />

war ein lange Zeit auf den Inseln ansässiger Engländer<br />

Namens Ross, der ihm berichtete, wie 1815 noch die ganze IMann-<br />

scliaft eines europäischen Bootes von den Einwohnern ^^ ahitoas<br />

niedergemetzelt und verzehrt wurde. In viele feindliche, sich stets<br />

untereinander bekriegende Parteien getrennt, rieben sich die In-<br />

sulaner untereinander auf. <strong>Die</strong> Leichen der erschlagenen Feinde<br />

sowie die Kriegsgefangenen wurden regelmäßig verzehrt und es g:ib<br />

nur eine Ausnahme von dieser Regel, nämlich dann, wenn die<br />

Priester im Namen ihrer Eatuas (G()tter) dagegen ehdvamen.<br />

Gew()hnli(h rettete diese Weihung das Leben des Gefangenen nicht.<br />

aber er wurde wenigstens nicht gefressen und man beerdigte ihn<br />

bei den Hütten, wo die Fetische in die Erde verscharrt waren,<br />

KSOß. 204.<br />

' JoiiN 'ruuNiuuj.s Tvciso Ulli die Welt. Aus dem KiiüliscliiMi. Wciiiiiir<br />

- (!amii,i,k DK RoyiTEFRun,, ,l(iuni:il (Tun vi)V:ii;-c iiiitoiir du Monde. I*;iris<br />

1828. I. 820.<br />

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