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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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J^^" Ergebnisse.<br />

die Feindschaft und die Schmälireden des Getöteten a-usgingeu.<br />

Und weiter kommt der Aberglaube zur Geltung: er reibt seinen<br />

Körper mit dem Nierenfett des Erschlagenen ein, in dem<br />

Wahne, dadurch die Stärke jenes auf sich zu übertragen oder er<br />

verzehrt das Fett aus demselben Grunde. So reihen Aberglauben<br />

und Eachsucht sich den Motiven an, die zum Kannibalismus treiben.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Anthropophagie</strong> erscheint unter sehr verschiedenen Formen,<br />

die indessen nicht notwendigerweise sich auseinander entwickelt<br />

haben müssen, sondern die auch parallel nebeneinander laufen kön-<br />

nen. Bedingt sind diese verschiedenen Formen aber durch die<br />

Beweggründe, die zur <strong>Anthropophagie</strong> fülii-ten oder nach denen sie<br />

ausgeübt wird und diese geben auch die Grundlage für eine Ein-<br />

teilung ab.<br />

Daß der Hunger zu allen Zeiten und bei allen Völkern m<br />

unglücklichen Verhältnissen Menschen zum Kannibalismus getrieben<br />

hat, ist natürlich und braucht nicht an Beispielen hier näher<br />

erörtert zu werden. Nur in den äußersten Fällen griff man<br />

aber zur Ernährung durch Menschenfleisch, wenn die anderweitige,<br />

gewohnheitsmäßige Nahrung fehlte und der notgedrungene Kanni-<br />

balismus hörte auf, wenn mit dem gänzlichen Nahrungsmangel die<br />

Ursache zu demselben schwand. Bei manchen Völkern und in man-<br />

chen Gegenden aber kehren Not und Hunger, bedingt durch phy-<br />

sikalische Verhältnisse so oft, ja regelmäßig wieder, daß das, was<br />

vielleicht anfangs aus Widerwillen geschah, zur Gewohnheit und<br />

Sitte wurde.<br />

Gewiß ist der Hunger eines der treibenden Motive gewesen,<br />

das bei den Feuerländern nach Daewin, den Eothäuten des Hudson-<br />

baigebietes nach Heaene, den Botokuden nach v. Tschudi zur<br />

<strong>Anthropophagie</strong> führte. MenschenÜeisch ist an und für sich nicht<br />

ungesund und die meisten Urteile stimmen darin überein, daß es<br />

sogar wohlschmeckend sei. <strong>Die</strong> Fan sagen (nachWiNWooD Eeade),<br />

es schmecke wie Affenfleisch, die Battas loben es (nach Bickmoee)<br />

vor allen anderen Speisen und dasselbe behaupten die Melanesier<br />

der Neu-Hebriden und der Fidschi-Inseln (nach Wilkes). <strong>Die</strong> Boto-<br />

kuden (nach v. Tschudi), Avie die Bewohner der Neu-Hel)riden (nach<br />

Tuenee) ziehen das Fleisch der Schwarzen dem der Weißen vor.<br />

Aber es fehlt auch nicht an gegenteiligen Behauptungen, wie denn<br />

die Manjuema Livingstone versicherten, Menschentieisch sei nicht<br />

gut, man träume nach dem Genüsse und die Niam-Niam sagten<br />

ScHWEiNFUETH allgemein, Menschentieisch wirke berauschend.<br />

Aber der Hunger, der die physiologische Entschuldigung der

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