Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
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34 Kannibalenhöhlen im Basutolande.<br />
man zeigte mir den Winkel, welcher dieser glücklichen Familie<br />
zum Aufenthalt gedienf<br />
So weit BowKEK. Der deutsche Sprachforscher Dr. Bleek<br />
fügte dem Aufsatze einige Bemerkungen hinzu, welche für die<br />
Geschichte dieses Kannibalismus von Interesse sind. Danach findet<br />
man weiteres darüber in dem Werke : „Relation d'un voyage d'ex-<br />
ploration au nordest de la colonie du Cap de bonne Esp6rance par<br />
Aeboüsset et Daumas", Paris 1842, 105— 123. <strong>Die</strong> Reise fällt in<br />
das Jahr 1836. Ferner kurze Notizen in Edwaed Salomons „Two<br />
lectures on the Native Tribes of the inferior", Capstadt 1855, 62<br />
bis 64. Salomon zufolge fand sich der Kannibalismus bei vier<br />
Stämmen; zwei davon, die Bakufeng und Makatla, sind Betschu-<br />
anen; die beiden andern, Bamakakana und Bannitlapatla, sind<br />
Kaffern. Höchst wahrscheinlich wurden sie Kannibalen infolge der<br />
Kriege, durch welche jene Gegenden arg verwüstet wurden. <strong>Die</strong><br />
Liebhaberei nach Menschenfleisch blieb, als die Not längst vorüber<br />
war, und der Kanidbalismiis hielt sich dann längere Zeit. <strong>Die</strong> ein-<br />
heimische Sage der Zulu wie der Betschuanen Aveiß viel von den<br />
Amazimu und Marimo, den Menschenfressern, zu erzählen.^<br />
Dr. John Beddoe endlich berichtet über die Art und Weise,<br />
wie die Anthropophagen mit ihren Schlachtopfern umgingen, und<br />
zwar war das Verfahren ein außerordentlich regelmäßiges, man<br />
kann sagen mit Fleischerkunst ausgeübtes. Jeder Schädel ist ver-<br />
mittels einer Axt am Nasenbein querüber auseinander gehauen;<br />
die Backenknochen wurden als unbrauchbar weggeworfen. Dann<br />
wurde in den Oberkopf ein Loch geschlagen und das Hirn heraus-<br />
gezogen. <strong>Die</strong> Rippenstücke wanderten in den Kochtoi)f. <strong>Die</strong> Röhrenknochen<br />
wurden der Länge nach gespalten, und dann nahm man<br />
das Mark heraus. Vielfach bemerkte man noch die Knorpel und<br />
sah man Spuren von Messerschnitten an den Schädeln, von denen<br />
das Fleisch streifenweise abgelöst wurde. Alle Europäer (Boers),<br />
welche bei dem Angritte auf Tliaba Bosiu (Moscheschs Feste im<br />
' In den Nurseiy tales, Traditions and histories of the Zulus, die Callawav<br />
sammelte (Natal and London. 1868), kommt ein Märchen vor, in dem, wie iin<br />
deutschen Märchen, ilie MeiLSchenfresserin verstcckti; Kinder wittert und aus-<br />
ruft: „Ich rieche Mensclienfleisch." Wie Mehexskv (Beiträge zur Kenntnis Süd-<br />
afrikas. Berlin 1875. 132) hervorhebt, fehlt bei den Kaffern auch heute der<br />
Glaube an die magische Wirksamkeit des Menschenfleisches nicht. Der Schmied<br />
legt erst ein Stückchen Mensclienfleisch in die Kohlen, che er die Arbeit be-<br />
ginnt und der Giftmisclier meint in demselben ein Mittel zu haben, seinen Feind<br />
schnell aus der Welt zu schaÜ'cn.