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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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<strong>Die</strong> Fan.<br />

wurde für den König aufbewahrt.^ Später sah er heim Fankönige<br />

Ndiayai, wie der Leichnam eines Menschen, der an einer Krankheit<br />

gestorben, zum Verspeisen verteilt wurde, worüber er sich nicht<br />

wenig entsetzte. ..Sie sprachen frei und offen über die ganze Sache<br />

und man sagte mir, daß sie regelmäßig die Toten der Oscheba<br />

kaufen, die umgekehrt wieder die ihrigen kaufen. Sie kaufen auch<br />

die Toten anderer Familien ihres eigenen Stammes und erhandeln<br />

die Körper vieler Sklaven von den Nbichos und Mbondemos, wofür<br />

sie gern Elfenbein geben, einen kleinen Stoßzahn für einen Leich-<br />

nam.*^ Auf die Autorität des Missionars Walker am Gabon ge-<br />

stützt, erzählt Du Chaillu ferner, daß Fan, die aus dem Innern<br />

an den Gabon kamen, dort einen frischbegrabenen Toten ausgruben,<br />

kochten, verzehrten. Andre räucherten das Fleisch eines Menschen<br />

und nahmen es mit sich als Vorrat. Ohne alle Scham und Scheu<br />

betreiben sie die Menschenfresserei ganz offen; Du Chaillu sah bei<br />

ihnen hochgeschätzte Messer, deren Heft mit Menschenhaut überzogen<br />

war. ^ Noch weiter nach dem Innern hin verzeichnet Du<br />

Chaillu außer den bereits erwähnten Oscheba auf seiner Karte<br />

noch die Moschobo als Kannibalen.<br />

Mag einige Färbung in diesen, übrigens mit Bowdich übereinstimmenden<br />

Erzählungen unterlaufen, so sind sie nichtsdestoweniger<br />

im allgemeinen wahr, und an Kontrolle fehlt es keineswegs. WinwooD<br />

Reade berichtet ähnliches, und er bestätigt ausdrücklich die<br />

Geschichte, daß die Fans am Gabon Leichen ausgegraben und ver-<br />

zehi't haben. Nur darin weicht er von Du Chaillu ab, daß er<br />

angiebt, die Fan schämten sich ihres Kannibalismus und jedes<br />

Dorf schiebe die Sache auf sein Nachbardorf. Doch bleibt die<br />

Thatsache selbst dadurch unberührt, und im Gespräch mit einem<br />

,,Veteran-Kannibalen" erfuhr er, daß Menschenfleisch so gut und<br />

fett wie Ochsenfleisch sei. Der Alte verneinte aber auf das be-<br />

stimmteste, daß die Fan ihre Verwandten verzehrten, obgleich alle<br />

Nachbarstämme dies von ihnen behaupten.-^ Jene Menschenfresser<br />

ihrerseits hielten alle Weißen für Kannibalen und glaubten fest.<br />

^ Paul B. Du Chaillu, Exjjlorations and Adventures in eqnatorial Africa.<br />

London 1861. 74.<br />

"^ Du Chaillu a. a. 0. 88.<br />

^ AV. WiswooD Keade, Savage Africa. London 1863. 159. Auch O. Lenz<br />

(Skizzen aus Westafrika. 89) sagt, dass die Fan bis zum heutigen Tage Kanni-<br />

balen seien, doch würde Menschenfleisch nur bei Feierlichkeiten verzehrt. Alles<br />

aber, was sich auf <strong>Anthropophagie</strong> beziehe, würde heimlich betrieben. Vergl.<br />

auch Petermaxxs Mitteilungen. 1875. 128.<br />

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