Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
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Salomonen.<br />
genügend kennen zu lernen, deren <strong>Anthropophagie</strong> ihm sofort auf-<br />
tiel. „<strong>Die</strong>se Menschen, sagt er, sind Barbaren, Anthropophagen,<br />
Fresser von Menschentieisch; sie verschlingen sich untereinander,<br />
wenn sie Kriegsgefangene machen und selbst dann, wenn sie, ohne<br />
in offener Feindschaft miteinander zu sein, sich durch Hinterlist<br />
gefangen nehmen. Der Beweis, daß sie Anthropophagen sind, be-<br />
steht darin, daß sie dem General bei verschiedenen Gelegenheiten<br />
Stücke von Indianern anboten, als ein sehr delikates und von ihnen<br />
geschätztes Gericht'*.^<br />
Seitdem haben alle Reisenden und Missionare, welche von den<br />
Salomons-Inseln berichteten, deren Bewohner als unzweifelhafte Kan-<br />
nibalen geschildert. <strong>Die</strong> <strong>Anthropophagie</strong> besteht dort völlig unver-<br />
mindert fort, wofür wir Belege aus der allerneuesten Zeit anführen<br />
wollen. Im Jahre 1872 besuchte das britische Kriegsschiif Blanche,<br />
Kapitän Cürtland H. Si3Ipsün, die Insel Ysabel, wo sich ihm in<br />
einem der an der Küste gelegenen Dörfer ein schauderhafter An-<br />
blick darbot. An dem Hause eines Häuptlings waren 25 Köpfe von<br />
Feinden angenagelt, welche erst vor drei Wochen hinterrücks getötet<br />
und dann verspeist worden waren.<br />
Noch eingehender berichtet Kapitän Edwin Redlick vom<br />
Schoner ,, Franz'', der in neuester Zeit eine Kreuzfahrt durch das<br />
Inselgewirr des westlichen stillen Ozeans bis Neu-Guinea unternahm.<br />
Er ankerte in der Makira-Bai der Insel San Christoval (Bauro) und<br />
ging, begleitet von einem dort wohnenden Engländer, Perry, der<br />
Jagd wegen ans Land. ,,Beini Verlassen der Bai begegneten Avir<br />
verschiedenen großen Canoes und an eins derselben heranrudernd,<br />
fiinden wir, daß in demselben ein zugerichteter oder gekochter<br />
Leichnam lag. Perry nahm die Sache kühl, als etwas alltägliches<br />
und da er uns höchst entsetzt sah und den Matrosen übel wurde,<br />
bemerkte er, daß er mindestens zwanzig Körper in diesem Zustande<br />
gesehen habe, die gleichzeitig am Strande lagen, um verspeist zu<br />
werden. An Bord des Kriegscanoes waren zwei Gefangene, ein<br />
^<br />
' Courte relation du voyage que fit Alvaro de Mendana ä la recherche de<br />
la Nouvelle-Guiuee, traduit de Tespagnol par M. Ed. Dulaurier. Nouvelles<br />
Aunales desVoyages. Juillet 1852. — Figueroa, der auch eine Schilderung der<br />
Reise des Mendana 1612 in Madrid verötfentlichte, erzählt den Vorfall folgendermaßen<br />
: „Der Kazike sandte Mendana das Viertel eines Kindes mit Arm und<br />
Hand. Der spanische General ließ es in Gegenwart jener, die es gebracht, ver-<br />
graben. Sie schienen beleidigt und verwirrt von dem schlechten Elrfolge ihrer<br />
Gesandtschaft ixnd schlichen mit gesenktem Haupte hinweg."<br />
- Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. VHl. 96 (1873).<br />
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