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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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<strong>Die</strong> Batta.<br />

Stücken aus seinem Leibe mit ihren Messern, tauchen sie in die<br />

Schüssel mit Salz und Citronensaft. rösten sie ein wenig über einem<br />

Feuer, das zu dem Zweck bereitet wird, und verzehren die Bissen<br />

mit einem wilden Enthusiasmus. Zuweilen verzehren sie den ganzen<br />

Körper, und man hat Beispiele, daß sie mit noch erhöhter Barbarei<br />

das Fleisch mit den Zähnen abgerissen haben. Folgen bei Marsdex<br />

einzelne Belege.<br />

Der Botaniker Chaeles Miller, der gleichzeitig mit Maesdex<br />

über Sumatra schrieb^, bestätigt gleichtalls, daß die Batta ..Men-<br />

schenfleisch eher zur Erschreckung der Feinde, denn als gewöhn-<br />

liche Nahrung essen; demungeachtet ziehen sie es allem übrigen<br />

vor und sprechen mit besonderer Entzückung von den Fußsohlen<br />

und flachen Händen als herrlichen Leckerbissen'-.<br />

Sehen wir hier nun Rachsucht als Ursache des Kannibalismus,<br />

so erstaunen wir nicht wenig, wenn wir durch Fraxz Juxghuhx<br />

erfahren, daß die Menschenfresserei bei den Batta in einigen Fällen<br />

sogar gesetzlich als Strafe vorgeschrieben ist und zwar dann, wenn<br />

ein niedrig stehender Mann mit der Frau eines Radscha Ehebruch<br />

getrieben hat, wenn Jemand sich des Landesverrats, der Spionage<br />

oder Desertion zum Feinde schuldig gemacht und wenn ein Feind<br />

mit den Wafi"en in der Hand gefangen genommen wird. Im letztern<br />

Falle ist ein Auffressen bei lebendigem Leibe vorgeschrieben, in<br />

den beiden erstem Fällen ein Verzehren, nachdem der Betreffende<br />

getödtet worden ist.- Daß der Kannibalismus der Batta in der That<br />

integrierender Teil des Adat (der Gesetzgebung) ist, bestätigt neuerdings<br />

Dr. S. Frledmaxx^, und der amerikanische Reisende Albert<br />

S. Bickjvioee* führt eine Reihe von Beispielen an, daß noch vor kur-<br />

zem, aller holländischen Oberaufsicht zum Trotz, jene fürchterlichen<br />

Gesetze streng ausgeführt werden. <strong>Eine</strong> Folge dieser fortgesetzten<br />

Übung des Kannibalismus ist gewesen, daß ein Geschmack am<br />

Menschenfleisch bei einzelnen Batta sich eingestellt hat, wie denn<br />

der Radscha von Sijnrok dem niederländischen Gouverneur von Pa-<br />

dang versicherte, daß er zwischen dreißig- und vierzigmal Menschen-<br />

fleisch gegessen, und daß er in seinem ganzen Leben nie etwas<br />

genossen habe, das ihm halb so gut schmeckte.^<br />

^ Account of Sumatra. Philosophical Transactions vol. LXVIII. I. 1778. 161.<br />

- Feaxz Juxghuhx. die Battaländer auf Sumati'a. Berlin 1847. II. 155 if.<br />

^ <strong>Die</strong> ostasiatische Inselwelt. Leij^zig 1868. II. 45 f.<br />

•* Reisen im ostindisehen Archipel. Aus dem Englischen. Jena 1869. 323.<br />

337. 3.S8. 339.<br />

* BiCKMORE a. a. O. 323.<br />

E. Andree, <strong>Anthropophagie</strong>. 2<br />

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