27.02.2013 Aufrufe

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 <strong>Die</strong> Batta.<br />

danischer Staaten entstand, wurden die Anthropophagen nach dem<br />

Innern zurückgedrängt, wo wir nun in den Batta den letzten Rest<br />

derselben finden. Es ist der Yenetianer Nicolo di Conti, der uns<br />

wohl die früheste bestimmte Nachricht bringt, daß die Batta ent-<br />

schiedene Anthropophagen seien. Er hatte 25 Jaln-e lang Asien<br />

bereist und erhielt 1444 vom Papste Eugeniüs IV. Absolution dafür,<br />

daß er während dieser Zeit seinen Christenglauben verleugnet hatte.<br />

Auf Sumatra verbrachte Conti ein Jahr, er berichtet, was damals<br />

von großer Wichtigkeit, daß dort vortrefflicher Pfeffer wachse, und<br />

daß in einem Teile des Landes, ,,Batech" genannt, das Volk<br />

Menschenfleisch esse.-^<br />

<strong>Die</strong> Batta, ein vergleichsweise hochstehendes malayisches Volk,<br />

mit eigentümlicher Schrift und Litteratur, bewohnen im Innern Su-<br />

matras die Hochebenen von Tobah, Sipirok, Sikunna und erstrecken<br />

sich nordwärts bis über Singkel, wo das Pupa- und Duragebirge die<br />

Grenze zwischen ihnen und den Atschinesen bildet. Im Süden reichen<br />

sie bis in die Gegend von Ajer Bangis. Bei ihnen ist die Anthropo-<br />

phagie, wie aus den mannigfachsten Zeugnissen hervorgeht, so eigen-<br />

tümlicher Art und entspringt aus so merkwürdigen Motiven, daß<br />

wir hier etwas ausführlicher uns damit beschäftigen müssen. Oft<br />

angezweifelt, hat William Maesden in seinem immer noch brauchbaren<br />

Werke über Sumatra die Thatsache, daß die Batta immer<br />

Anthropophagen sind, festbegründet.- <strong>Die</strong> Batta, sagt er, essen<br />

nicht Menschenfleisch, um den Hunger zu stillen, oder aus Mangel<br />

an anderen Nahrungsmitteln, ebenso wenig wird es, wie unter den<br />

Neuseeländern, als ein Leckerbissen gesucht. Sie essen es bloß als<br />

eine Art von Ceremonie, um ihren Abscheu gegen das Laster durch<br />

eine schmähliche Strafe an den Tag zu legen und als einen schreck-<br />

lichen Beweis des Hasses und der Verspottung ihrer unglücklichen<br />

Feinde. <strong>Die</strong> Gegenstände dieser unmenschlichen Mahlzeiten sind<br />

im Kriege gemachte Gefangene und Missethäter, die großer Ver-<br />

brechen überwiesen sind. Nachdem das Urteil vollzogen, wird<br />

der Unglückliche an einen Pfahl gebunden; das versammelte Volk<br />

wirft seine Lanzen nach ihm in einer gewissen Entfernung, und ,<br />

sobald er tödlich verwundet ist, laufen sie wüthend hin, schneiden \<br />

1 Purchas His Pilgrims. Tlie Third Part. London 1625. 128. — AVas<br />

Odoardo Barbosa (1516), Beaulif.u (1622), de Bakros (1558) u. a. über die<br />

<strong>Anthropophagie</strong> der Batta sagen, mag nachgelesen werden in J. R. Forstei:<br />

nnd M. C. Sprengel: Beiträge zur A^ölker- und Länderkunde. Leipzig 1783.<br />

III, 298.<br />

^ Beschreibung der Insel Sumatra. Leipzig 1785, 387.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!