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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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26 Nigerdelta.<br />

der alljährlicli den Niger von der Mündung auf\Yärts bis zum Benu6<br />

befuhr, dessen Berichte im ,,Church Missionary Intelligencer'* regel-<br />

mäßig abgedruckt wurden und fast jedesmal von Klagen üljer-<br />

strömen, wie der Satan unter den Schwarzen noch seine Hand im<br />

Spiele habe. ,,Wenige Schritte von unserer zeitweiligen Schulhütte,<br />

so schreibt er, steht hier in Bonnytown das große Jujuhaus. Auf<br />

den Pfosten der Eingangsthüren , an den Wänden und dann im<br />

Innern sieht man als Schmuck und Verzierung des Götzenhauses<br />

Hunderte von Menschenschädeln aufgestellt. Man sagt, sie seien<br />

von Kriegsgefangenen, welche dem Juju geopfert wurden; das Fleisch<br />

wurde verzehrt, Aveil man dadurch Rache an den Feinden zu nehmen<br />

gedachte. Draußen, der Vorderseite gegenüber, befand sich ein<br />

etwa sechs Fuß hohes Gerüst, auf welchem die Knochen der Ge-<br />

opferten lagen. — — Ueberall an der Bucht von Benin ist es<br />

während der letztverfiossenen Monate sehr unruhig gewesen. Brass,<br />

Bonny und Okrika führten Krieg gegen Neucalabar. Auf einem<br />

Zuge gegen den Feind machten die Leute von Neucalabar 45 Ge-<br />

fangene. <strong>Die</strong>se alle wurden getötet und gefressen. <strong>Die</strong> einzelnen<br />

Glieder sind unter das Volk, Alt und Jung, Weiber und Männer<br />

verteilt worden. Jeder trug seinen Anteil ganz offen nach Hause;<br />

mehrere Supercargos, welche von den Schiffen nach Hause kamen,<br />

sind Augenzeugen gewesen. Mau macht auch gar kein Hehl aus<br />

der Sache. ' Bei<br />

einer andern Gelegenheit nahmen die Krieger der<br />

Okrika den Neu-Calabaresen 103 Gefangene ab. und zur Wieder-<br />

vergeltung wurden diese allesammt totgeschlagen und dann aufge-<br />

fressen.''^<br />

Daß der Kannibalismus vom Nigerdelta aus am Strome weiter<br />

aufwärts reiche, dafür finden wir ebenfalls in Ceowthees Berichten<br />

manche Belege. Von seiner Reise im Jahre 1872 erzählt er unter<br />

andern von Onitscha (linkes Ufer unter<br />

6*^ 10' N.): ,.Ein euro-<br />

päischer Matrose starb in der Faktorei und wir suchten einen Be-<br />

gräbnisplatz für ihn. Da noch niemand im Friedhofe unsrer neuen<br />

Kirche beerdigt war, so ließ ich das Grab dort graben und den<br />

Toten nach dem Ritus der Kirche von England bestatten. Nachdem<br />

dies geschehen, erzählten uns einige Mitglieder der Gemeinde,<br />

daß wenn das Grab nicht mindestens eine Woche vor einem be-<br />

nachbarten Stamme geschützt würde, der kannibalische Gewohnheiten<br />

- ^ The Curch Missionary Intelligenccr. Juli 1866. •223. Aui-h Hutchinson<br />

erwähnt die Metzeleien zwischen Okrika und Neu-Calabaresen und erzählt ab-<br />

scheuliche Einzelheiten, wie Suppen aus rotem Pfeffer, Palmöl und Meuschen-<br />

flcisch gekocht wurden!

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