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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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42 Kongolandscliaften.<br />

führiing des Hanft-aucbens davon abgekommen. <strong>Die</strong> Bassange (be-<br />

sonders rein erhaltene Baluba) verzehren die im Kriege Gefallenen;<br />

dies geschieht Nachts und abseits der Dörfer. Vom Menschenfressen<br />

ausgeschlossen sind bei ihnen die Kinder bis zu einem gewissen<br />

Jahre und die Weiber, die schon geboren haben, sowie jedes Weib<br />

bis zu einem bestimmten Alter. Wenn es feststeht, daß sie un-<br />

fruchtbar ist, hat sie Teil am Menschenessen. ^ Etwas eingehender<br />

läßt sich PoGGE über den Kannibalismus der Bassange aus. ..<strong>Die</strong><br />

Körper der im Kriege Erschlagenen werden eine Nacht ins Wasser<br />

gelegt und am nächsten Tage werden die Unterschenkel und Hände<br />

abgeschnitten und auf Ameisenhaufen gelegt. Nach einigen Stunden<br />

wird wieder nachgesehen und wenn die Ameisen an dem Fleische<br />

fressen, so ist es gut. <strong>Die</strong> betreffenden Körper werden alsdann<br />

zerlegt und von bestimmten Männern mit dem Fleisch der im Kriege<br />

erbeuteten Ziegen zusammen gekocht und dann vor das Haus des<br />

Soba (Häuptlings) gebracht, welcher davon genießt und das Fleisch<br />

an die Krieger verteilt. ^<br />

<strong>Die</strong> südlichen Zuflüsse des Kongo, deren Erforschung das Werk<br />

deutscher Reisender ist, haben gleichfalls Kannibalen zu Anwohnern.<br />

Vom Tschuapa und Bussera beglaubigt dieses Leutnant von Feanqois.<br />

Das Schlachten von Menschen, bloß um sich Fleisch zu verschaffen,<br />

kommt am Bussera vor; im allgemeinen ist aber <strong>Anthropophagie</strong><br />

,, ein Akt religiösen Ceremoniells bei besonderen Gelegenheiten.'' <strong>Die</strong><br />

Anwohner des Tschuapa riefen dem vorüberfahrenden Feanqois zu:<br />

,,Wir werden euch den Kopf abschneiden! Wir werden euch fressen!<br />

Buala! Buala! (Fleisch, Fleisch),''^ gerade wie es Stanley auf dem<br />

Kongo ergangen war. Auch an den meisten anderen südlichen Zu-<br />

flüssen des Kongo, so am Saie oder Tschia, dem Quilu, dem Sankurru<br />

wohnen wilde Kannibalen. „Hier wird allerdings der Mensch<br />

als Nahrungsmittel, gewissermaßen als Schlachtvieh, betrachtet und<br />

die vielen in den Dörfern aufgehäuften Schädel, sowie die sehr<br />

freimütigen Aussagen der Eingeborenen zeugen am besten für das<br />

Blühen des Kannibalismus." ^<br />

Haiti. Im Anhange zu Afrika müssen wir hier noch einen<br />

Blick auf die nach Amerika ausgewanderten Neger werfen. <strong>Die</strong><br />

Negerrepublik Haiti ist äußerlich ganz nach europäischem Muster<br />

' Verliiuidluiigen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft. 1883. 458.<br />

- Mitteilungen der Afrikanischen Gcsellschiift in Dexüschland. IV. 259(1885).<br />

^ Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1886. 159. 161.<br />

* L(>utenant TArPENBECK in den Mitteilungen der Afrikanischen Gesell-<br />

Hchaft. V. lieft 2 (1886).

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