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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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44 West- und Südausti-alien.<br />

Sees zubrachte, wurde dort von den Eingeborenen bedroht, daß sie<br />

ihn fressen wollten, auch fand er dort einen Schwarzen, der ihm<br />

mitteilte, daß kürzlich sein Bruder gefressen worden sei. ^ Weiteres<br />

über die <strong>Anthropophagie</strong> der Westaustralier teilt Oldpield mit, nach<br />

welchem einmal die l)ei ihnen allgemein herrschende Blutrache, ander-<br />

erseits Hunger zum Kannibalismus treiben. <strong>Die</strong> erschlagenen Feinde<br />

werden verzehrt, tlie hloodreverrjers siibsisting entirely on the ßesh of<br />

their victims, wenn sie sich im feindlichen Grebiete befinden. Dabei<br />

wird weder Geschlecht noch Alter geschont und wenn keine Gelegen-<br />

heit vorhanden, das Fleisch zu kochen, so wird es roh verzehrt.^ Auf<br />

reinen Fleischgenuß gerichtet ist der westaustralische Kannibalismus,<br />

wenn sie die Alten erschlagen und verzehren, that so much f/ood<br />

foot may not he lost. Man glaubt, die Alten hätten keine Seelen<br />

mehr, welche, zurückkehrend, dem Fresser etwa Ungemach bereiten<br />

könnten. ^ In Hungerszeiteu töten die Watchandie in Westaustralien<br />

eines ihrer Kinder durch einen Schlag mit der Keule in den Nacken<br />

um das Fleisch zu verzehren. <strong>Die</strong> Mutter, welche keinerlei laute<br />

Klagen ausstoßen darf, da sie sonst Prügel erhält, bekommt den<br />

Kopf als ihren Anteil; der Mann verzehrt die fetten Stücke, die<br />

übrigen Kinder, wenn vorhanden, werden mit den Eingeweiden ab-<br />

gefunden. Alles wird roh verzehrt, da solche Greuel gewöhnlich in<br />

der nassen Winterszeit stattfinden, wenn es unmöglich ist, Feuer<br />

anzuzünden. Bei andern Kannibalenschmäusen werden die Einge-<br />

weide und Füße nicht verzehrt; die letzteren häutet man — aus<br />

einem unaufgeklärten Grunde — nur ab. Das Fleisch der Europäer,<br />

sagen die Westaustralier, schmecke „salzig"; das Fleisch der Weiljer<br />

ziehen sie jenem der Männer vor. ^<br />

<strong>Die</strong> <strong>Anthropophagie</strong> wird von W. P. Stanbkidge, der 18 Jahre<br />

mit den Schwarzen in naher Berührung lebte, für Südaustralien<br />

nachgewiesen.''' ,,<strong>Eine</strong> ganz abscheuliche Erscheinung im Leben<br />

dieser Wilden, sagt er, ist ihr Kannibalismus, der sich auf die<br />

gräßlichste Weise äußert. <strong>Die</strong> Eltern ermorden nicht selten ihre<br />

neugeborenen Kinder, um sie aufzufressen. Auch herrscht ein entsetzlicher<br />

Aberglaube, demgemäß ein älterer Bruder in dem Wahne<br />

lel)t, daß er sofort auch die Körperkraft seines jüngeren Bruders<br />

sich aneignen könne, wenn er diesen erschlägt und verzehrt. Das<br />

' Petekmanns Mittcihuigen. 1870. 147. 148.<br />

^ Oldpield in Transactions of tlie Ethnolog. Society. New Sories. III. 245.<br />

^ Oldfield a. a. 0. 248.<br />

* Oldpield a. a. O. 286. 288.<br />

^ Tiausactious of the Ethuological Society. New Series. I. 291.

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