27.02.2013 Aufrufe

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neu-Guinea. Louisiaden. 5<br />

ilaiui spälei- duit angesiedelten englischen Missionare geben dann<br />

weitere Einzelheiten. <strong>Die</strong> Kiefern der Verzehrten werden als Arm-<br />

schmuck getragen. Am Flusse Aivei oder Alele sind die Einge-<br />

bornen ,,alle Menschenfieisch essende Kannibalen, sei es gekocht<br />

oder ungekocht; sie sagen es sei eine bessere Nahrung als alles<br />

andere". Am Südkap kam ein befreundeter Häuptling zu der Frau<br />

des Missionars Gill und bot ihr eine Menschenbrust zur Speise an.<br />

die er als saftigen Bissen rühmte.^ Das sind deutliche Beweise,<br />

daß hier das Menschenfleisch als Genußmittel betrachtet wird; ol)<br />

andere Beweggründe dort für die <strong>Anthropophagie</strong> noch vorhanden<br />

sind, läßt sich aus den Berichten noch nicht ersehen.<br />

In der Verlängerung der östlichen Halbinsel Neu-Guineas. nur<br />

durch eine schmale, korallenreiche See getrennt, ethnographisch und<br />

physikalisch aber mit dem Hauptlande übereinstimmend, liegt der<br />

Louisiade- Archipel, dessen melanesische Eingeborene Anthropophagen<br />

sind; vollauf Bestätigung ihres abscheulichen Kannibalismus ver-<br />

danken wir dem französischen Schitfsarzt V. de Rochas.^ An der<br />

()stlichen Insel Rössel strandete im Sommer 1858 das Schiff St. Paul,<br />

welches 317 chinesische Kulis von Hongkong nach Australien führen<br />

sollte. <strong>Die</strong> Schiffbrüchigen retteten sich auf eine kleine Xebeninsel<br />

und der Kapitän fuhr in der Schaluppe fort, um Hilfe zu holen.<br />

Er gelangte nach Neu-Caledonien, wo die französische Beluirdc so-<br />

fort ein Kriegsschiff, auf dem Rochas sich befand, nach Rössel al)-<br />

ordnete, um die Schiffluiichigen zu retten. Am 5. Januar 18511<br />

traf das Schiff dort ein; aber von mehr als 300 Männern waren<br />

nur noch vier am Leben, die übrigen waren von den Eingeborenen<br />

ermordet und aufgefressen Avorden. Einzelheiten übergelien wir, da<br />

sie nicht geeignet sind, Licht auf die Motive der That zu werfen,<br />

wenn es auch fast scheint, als sei bloße Lust nach dem Genüsse<br />

von Menschenfleisch die Ursache des schauderliaften Vorfalls ge-<br />

wesen.<br />

Von den übrigen Satelliten Xeu-Guineas erwähnen wir, daß<br />

auf Rook kein Kannibalismus herrscht. ,,<strong>Die</strong> Menschenfresserei,<br />

welche an den Küsten Neu-Guineas herrscht, erregt auf Rook Ab-<br />

scheu.'''^ Dagegen sind die Eiugeborenen derMassims-Inseln (d'Entre-<br />

casteaux-Inseln, an der Südostspitze Neu-Guineas) Kannibalen.^<br />

' CiiALMERs and Gill. New-Guinea. London 1885. 48. 144. 234.<br />

- Xaufrage et seines d'antliropophagie ä l'ile de Kossei dans ranliiixl dt<br />

la Louisiade. Im Tour du Monde. IV. 87 (18G1I.<br />

' Missionar D. Carlo 8alerio in Petermanxs Mitteilungen. I8f!'

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!