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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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<strong>Die</strong> Tupi.<br />

men, so lieyßet sie der oberste der liütteii wilkommen, spricht: so<br />

kompt helfet iinsern feindt essen. Des tiiges zuvor, ehe sie anheben<br />

zu trincken, binden sie dem gefangenen die schnür Massurana umb<br />

den Hals. Desselbigen tages vermalen sie das holtz, Iwera Pemme<br />

genant, darmit sie ihn todt schlagen wollen. Ist lenger denn ein<br />

klaffter, streichen ding daran, das klebet. Dann nemen sie eyer-<br />

schalen, die sin graw, und sein von einem vogel Mackukawa ge-<br />

nant, die stoßen sie klein, wie staub, und streichen das an das<br />

holtz. Dann sitzet ein fraw und kritzelt in dem angeklebten eyer-<br />

schalen staub. <strong>Die</strong>weil sie malet, stehet es vol weiber umb sie her,<br />

die singen. Wenn das Iwera Pemme dann ist, wie es sein sol,<br />

mit fedderquesten und anderer reidschaft, hencken sie es dann<br />

in eine ledige hütte über die erden an einen reidel, und singen<br />

dann darum her die ganze nacht.<br />

,,Dasselbigen gleichen vermalen sie den gefangenen sein an-<br />

gesicht. Auch dieweil das weib an im malet, dieweil singen die<br />

andern. Und wann sie anheben zutrincken, so nemen sie den ge-<br />

fangenen bey sich, der trinket mit inen und sie schwatzen mit im.<br />

„Wann das trinken nun ein ende hat, des andern tages darnach<br />

ruhen sie, machen dem gefangnen ein hütlin auff den platz, da er<br />

sterben sol, da liegt er die nacht inne, wol verwart. Dann gegen<br />

morgen ein gute weil vor tage, gehen sie tanzen und singen umb<br />

das holtz her damit sie in todtschlagen wollen, bis das der tag<br />

anbricht, dann zihen sie den gefangenen aus dem hütlin, brechen<br />

das hütlin ab, machen räum, dann binden sie im die Mussurana<br />

von dem hals ab und binden sie in umb den leib her, zihen sie<br />

zu beiden selten steiff. Er stehet mitten darin gebunden, irer viel<br />

halten die schnür auff beiden enden. Lassen in so ein weil stehen,<br />

legen steinlein bey ihn, damit er nach den weibern werfe, so umb<br />

ihn herlaufen und dräwen im zu essen. <strong>Die</strong>selbigen sein nun ge-<br />

malet und darzu geordiniret, wenn er zerschnitten würd, mit den<br />

ersten vier stücken um die hütten her zulaufen. Daran haben die<br />

andern kurtzweil.<br />

„Wann das nun geschehen ist, machen sie ein fewer ungefehr-<br />

lich zweier schritt we;t von dem Schlaven. Das fewer muß er<br />

lehen. Darnach kompt ein fraw mit dem holtz Iwera Pemme ge-<br />

lauö'en, keret die fedderquesten in die höhe, kreischt von freuden,<br />

läuft vor dem gefangenen über, das er es sehen soll.<br />

„Wann das geschehen ist, so nimpt eine mannsperson das<br />

holtz, gehet mit vor den gefangenen stehen, hält es vor in, daß er<br />

es ansiehet, dieweil gehet der, welcher in todtschlagen wil, hin,

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