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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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38 Niam-Niam. Monbuttu.<br />

Genuß von Menschenfleisch, wenn der Körper einem an ekelhaften<br />

Hautkrankheiten Verstorbenen angehörte'^^<br />

<strong>Die</strong> Details, welche ScHWEiNruRTH über den Kannibalismus<br />

der Niam-Niam beibringt, sind haarsträubender Natur. Das Fett<br />

der Babuckr, eines Negerstammes, der vorzugsweise den Niam-Niam<br />

Fleisch liefert, dient allgemein als Speiseöl, und der Reisende mußte<br />

seine Lampe damit speisen, da anderes Ol nicht aufzutreiben war.<br />

„Im Niam-Niamlande war ich selbst Zeuge, daß man die Krieger,<br />

welche die Nubier auf einem Sklavenraubzug ins Babuckr-Gebiet<br />

begleitet hatten, mit alten untauglichen Weibern beschenkte — zum<br />

Essen, und mir gab man nach einiger Zeit die Köpfe." Ebenso<br />

sah SciiWEiNFüETH neugeborene Kinder von Sklavinnen, die als<br />

Leckerbissen zum Fressen bestimmt waren. „<strong>Die</strong>se Wahrnehmung<br />

war das Ungeheuerlichste, was ich gesehen; ich hätte sofort meinen<br />

Revolver in Thätigkeit setzen mögen, doch wandte ich schnell der<br />

gräßlichen Scene den Rücken".<br />

2<br />

Südlich von den Niam-Niam, bereits an der Wasserscheide des<br />

Nil und Kongo, wohnen die nicht minder kannibalischen Monbuttu<br />

und Abanga, die gleichfalls durch Schweinfubth bekannt geworden<br />

sind. „Der Kannibalismus der Monbuttu übertrifft den aller be-<br />

kannten Völker in Afrika. Da sie im Rücken ihres Gebiets von<br />

einer Anzahl völlig schwarzer, auf niederer Kulturstufe stehender<br />

und daher von ihnen verachteten Völkern umgeben sind, so eröffnet<br />

sich ihnen daselbst die willkommene Gelegenheit auf Kriegs- und<br />

Raubzügen sich mit hinreichend großen Vorräten von dem über<br />

alles geschätzten Mensclienfleische zu versorgen. Das Fleisch der<br />

im Kampfe gefallenen wird auf der Wahlstatt verteilt und im ge-<br />

dörrten Zustande zum Transport nach Hause hergerichtet. <strong>Die</strong><br />

lebendig Eingefangenen treiben die Sieger erbarmungslos vor sich<br />

her, gleich einer erbeuteten Hammelherde, um sie später einen nach<br />

dem andern als Opfer ihrer wilden Gier fallen zu lassen. <strong>Die</strong> er-<br />

beuteten Kinder verfallen nach allen Angaben, die mir gemacht<br />

wurden, als besonders delikate Bissen der Küche des Königs. Es<br />

ging während unseres Aufenthalts bei Munsa das Gerücht, daß für<br />

ihn fast täglich kleine Kinder eigens geschlachtet wurden. Jeden-<br />

falls bot sich den Blicken der Fremden nur selten Gelegenheit dar,<br />

Augenzeuge von Mahlzeiten der Eingcbornen zu sein. Mir selbst<br />

* G. ScHWEiNFURTH, Dic Niam-Niam. Globus XXITI. 23.<br />

^ ScHWEiNFURTH in Petermanns Mitteilungen. 1871. 13!) und in seinem<br />

Reisewerk „Im Herzen von Afrika". II. 240.

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