Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Südafrika. 35<br />
Basutoliinde) fielen, wurden sofort aufgefressen, weil man wähnte,<br />
daß dadurch ihr Mut in den Leib der Kannibalen übergehen würde.<br />
Daß die. <strong>Anthropophagie</strong> in Südafrika nicht bloß auf die Basuto<br />
beschränkt bleibt, hat Karl Mauch angedeutet.^ Er selbst hat<br />
zwar keinen Fall von Kannibalismus darthun können, indessen<br />
fand er, daß die Eingel}ornen allgemein davon sprachen. ,,Am<br />
glaubwürdigsten, schreibt er, scheint mir noch die Aussage meines<br />
Dolmetschers 1871 zu sein. Als Avir nämlich in die Nähe von<br />
Lomando, einem Baromapulana- Häuptling in den östlichen Zout-<br />
pansbergen kamen, riet mir der Dolmetscher ja recht vorsichtig zu<br />
sein, insofern Lomando ein unversöhnlicher Feind der Boers sei.<br />
Unter andern erwähnte er auch, daß er (Lomando) sich öfter junge<br />
Mädchen im Felde fangen lasse, um sie zu schlachten und aufzu-<br />
essen; besonders sollen die Schamteile für ihn das Leckerste daran<br />
sein. Was das Aussehen dieses Häuptlings betrifft, so entspricht<br />
es ganz solcher Möglichkeit; ich habe nirgends eine Physiognomie<br />
beobachtet, welche so sehr der tierischen sich nähert: breite, auf-<br />
geworfene Lippen mit ungemein stark ausgebildeten Freßwerkzeugen<br />
die Lider Ijedecken zur Hälfte die kleinen blutrünstigen Augen;<br />
eine sehr niedrige Stirne, rohes Geschwätz bei kreischender Stimme;<br />
roh gebaut und äußerst schmutzig; eine treffliche Kreatur, einen<br />
Kannibalen darzustellen, wie ich in meinem Journal sagte.<br />
,,Ein Missionär, der seine Station in der Nähe des westlichen<br />
Endes der Zoutj^ansberge hat, sagte mir, alle Baromapulana seien<br />
Kannibalen; er bewache deshalb seine Kinder ängstlich, damit sie<br />
nicht gestohlen würden.<br />
„Albasini, portugiesischer Konsul in derselben Gegend, wollte<br />
ebenfalls bemerkt haben, daß in den Zout})ansbergen noch Menschen-<br />
fresser wohnen.^'<br />
Auf diese Zeugnisse gestützt mag es wohl erlaubt sein, die<br />
Baromapulana unter die Anthropophagen einzureihen. Weiter nörd-<br />
lich bei den Matebele fand Mauch keine Spuren von Kannibalis-<br />
mus, und ebenso wenig erzählen andere Reisende, die mit diesem<br />
mordlustigen Kaffernstamme in Berührung kamen, wie z. B. Mohr,<br />
etwas davon. ,, Gegen Nordosten — also nach dem untern Sambesi<br />
hin — habe ich nie etwas von Kannibalen gehört'', schrieb mir<br />
Mauch.<br />
Alle diese Mitteilungen über den Kannibalismus unter süd-<br />
afrikanischen Bantu- Stämmen reichen aber nicht hin dieselben im<br />
1 Brieflic'hr Mittciluii-- .1. d. Stuttgart 29. Novemlx-r 1873.<br />
3*<br />
;