Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie
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Ergebnisse.<br />
ihrer <strong>Anthropophagie</strong> und die meisten von ihnen wurden nach dem<br />
Genüsse krank (du Teetee). Neben dem Hunger wirkt bei den<br />
Botokuden auch Rachsucht bestimmend, um den Feind zu fressen<br />
(v. TscHUDi), und Pigafetta. Yespucci, Haxs Stadex berichten<br />
dasselbe von den Tupivölkern an Südamerikas Ostküste. Hier ging,<br />
wie wir durch Haxs Stadex wissen, die Leidenschaft so weit, daß<br />
der Yertilger des erschlagenen Feindes dessen Namen annahm, um<br />
so, neben der Vernichtung des Körpers, auch dessen geistiges Fort-<br />
leben noch gänzlich zu verwischen. Teilweise ist Rachsucht auch<br />
der Beweggrund bei den Negern des Nigerdeltas (nach Ceowthee);<br />
alleiniges Motiv scheint dieselbe bei den Manjuema in Innerafrika<br />
{nach Livingstoxe) zu sein. Rachsucht erniedrigt die Melanesier<br />
der Salomonen und Neu-Hebriden zu Kannibalen. Sie ist vorzugs-<br />
weise der Beweggrund für die <strong>Anthropophagie</strong> der amerikanischen<br />
Rothäute.<br />
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Förmlich in ein System gebracht ist die Rachsucht bei einigen<br />
Völkern, welche das Menschenfressen als integrierenden Teil ihrer<br />
Gesetzgebung betrachten. <strong>Die</strong> höchste Strafe, welche man einem<br />
Feinde, einem Verbrecher angedeihen lassen kann, besteht darin,<br />
daß man ihn auffi'ißt. Als einziges Beispiel hierfür wurden nach<br />
JuxGHUHNS Eröffnungen die Battas auf Sumatra angeführt, wir<br />
haben indesen oben die Belegstellen beigebracht, daß auch noch<br />
einige andere Völker die <strong>Anthropophagie</strong> unter demselben Gesichts-<br />
punkte betrachten: die Kissama in Westafrika nach Hamilton und<br />
die Neu-Caledonier nach Gaexiee.<br />
Am scheußlichsten erscheint uns die Antln-opophagie aber ent-<br />
schieden da, wo alles Gefühl so abgestumpft ist, daß sie zur reinen<br />
Leckerei wird, oder wenn man das Fleisch des Menschen genau so<br />
verzehrt, wie jedes beliebige andere Fleisch. Wenn — wie überein-<br />
stimmend verschiedene glaubwürdige Beobachter berichten — die<br />
Fan am Gabon und die Obotschi am Niger fremde Leichen ausgraben<br />
und fressen, so tinden wir dafür keine Beschönigung. Das<br />
Menschenfleisch wird dann AVare. wie bei uns im Fleischerladen;<br />
HuTCHixsox sah es am Altkalabar in Körben auf dem Markte zum<br />
Verkauf ausgestellt; A. Vespucci und Pigafetta schildern, wäe es<br />
bei den Tupivölkern geräuchert aufbewahrt wird; Monbuttu, Abanga<br />
und Niam-Niam, Neu-Caledonier und Fidschi -Insulaner ^ind auch<br />
in diese Kategorie der Erzkannibalen einzureihen, mögen immerhin<br />
auch noch andere Motive bei ihnen mit unterlaufen. Am empörend-<br />
sten aber erscheint uns das Auffressen der eigenen Kinder, wie es<br />
bei den Neu-Caledoniern nach Gaexiee. bei den Niam-Niam nach