27.02.2013 Aufrufe

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

68 Tonga-Inseln. Neu-Seeland.<br />

<strong>Anthropophagie</strong> erloschen; als in Tueneks Gegenwart 1845 einige<br />

Maoris die dortigen Insulaner aufforderten, die Leichen der im<br />

Kriege Gefallenen zu verzehren, wiesen die Eingeborenen dies mit<br />

Abscheu zurück.^<br />

Tonga-Inseln. Auf diesen war gleichfalls zur Zeit der Ent-<br />

decker die <strong>Anthropophagie</strong> im Erlöschen und kam nur noch infolge<br />

von Hungersnot, wo nach Mariner auch Weiber sich beteiligten,<br />

oder als Äußerung des Hasses vor. Ein beleidigter Insulaner er-<br />

schlug seinen Feind, schnitt ihm die Leber, den Sitz der Leiden-<br />

schaften, heraus und tauchte sie, zum Entsetzen der übrigen Ton-<br />

ganer, in sein Getränk. <strong>Die</strong> schlimmsten Flüche auf Tonga sind<br />

nach Mariner: ,, Koche deinen Großvater" oder ,, Grabe deinen<br />

Vater bei Mondlicht aus und friß ihn". Weiße zu fressen, galt für<br />

schädlich, da einige Tonganer, welche drei Weiße gefressen hatten,<br />

nach dem Genüsse des Fleisches erkrankten und starben. Zu<br />

Mariners Zeiten (1818) hatten einige Tonganer auf den benach-<br />

barten Fidschi-Inseln die <strong>Anthropophagie</strong> wieder gelernt und übten<br />

sie zur Abscheu ihrer Landsleute aus. ^<br />

Neu-Seeland. Als Cook auf seiner ersten Reise Neu-Seeland<br />

wieder aufgefunden hatte und er beim Königin-Charlotte-Sund mit sei-<br />

nen Begleitern Banks und Solander ans Land gegangen war, sollte<br />

er sofort mit eigenen Augen beobachten, wie Maoris neben einem<br />

Hunde auch Menschenfleisch verzehrten , das in Körben neben<br />

jenem lag. Auf die Frage, warum sie denn nicht den im Wasser<br />

schwimmenden Leichnam einer Frau äßen, antworteten jene, die<br />

Frau sei eines natürlichen Todes verstorben und ihre Verwandte,<br />

sie aber verzehrten nur die Leichen ihrer in der Schlacht erlegten<br />

Feinde. Georg Forster nimmt Gelegenheit, die angezweifelte<br />

<strong>Anthropophagie</strong> der Maoris zu bestätigen und macht die Bemerkung,<br />

daß dieses Volk weit über die erste Barbarei hinaus sei, darum<br />

also die Menschenfresserei desselben um so mehr auffalle. Mangel<br />

an animalischer Nahrung könne nicht die Ursache dieses schreck-<br />

lichen Gebrauches sein, denn überall gebe es Fische im Überfluß,<br />

man züchte viel Hunde und auch an wilden Vögeln sei kein Mangel.<br />

Was aber auch die Ursache sein möge, als sicher erscheine die<br />

außerordentliche Vorliebe der Neu - Secländcr für Menschenfleisch.<br />

H('>clist wahrscheinlich, nimmt Förster an, liege Rachsucht zu<br />

(iruiuU' und mit der Zeit werde wohl der schauderhafte Gebraucli<br />

' TuHNKR a. a. O. 358.<br />

- Makinek, Tonga Island«.- London ISIS. I. 321.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!