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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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<strong>Die</strong> Tupi.<br />

lichkeiten l)egaiigeu wird. Mit Arafedern schön geschmückt zieht<br />

die Bevölkerung auf, die Kriegstrompeten erklingen und die unglücklichen<br />

Kinder werden in einem Kreis vor die tanzende Menge<br />

geführt. Hinter den armen Geschöpfen stehen die Pflegeeltern,<br />

welche sie aufgezogen und diese sind es auch, welche sie erschlagen.<br />

Während der nächtliche Tanz fortdauert, werden die Leichen zer-<br />

stückelt und verzehrt. xA.uch junge Weiher hält man zuweilen<br />

jahrelang gefangen, ehe sie geschlachtet und gefressen werden.<br />

<strong>Anthropophagie</strong> der Tupi zur Zeit der Entdeckung.<br />

Sowohl in dem Berichte Maecoys üher die Behandlung der zum<br />

Verzehren bestimmten Gefangenen, als in dem, was de Castelxau<br />

üher die Apiacas sagt, erkennt man wesentliche Züge aus den<br />

eigentümlichen Gebräuchen wieder, die von den ersten Entdeckern<br />

uns geschildert werden, als sie die kannibalischen Gewohnheiten der<br />

Tupivölker kennen lernten.<br />

Ameeigo Vespucci, der 1501 die brasilianische Küste besuchte,<br />

bringt in einem Briefe an Loeexzo Medici ausführliche Mitteilungen<br />

ü])er die <strong>Anthropophagie</strong> der Tupivölker. mit welchen er zusammen-<br />

traf. ^ Nachdem er ü1)er die Kämpfe der Eingeborenen untereinander<br />

gesprochen, fährt er fort: „Wenn sie Sieger sind, schneiden sie die<br />

Besiegten in Stücken, verzehren dieselben und versichern, daß es<br />

ein sehr vortreffliches Gericht sei. Sie ernähren sich auch vom<br />

Menschenfleisch; der Vater verzehrt den Sohn und der Sohn den<br />

Vater, je nach Umständen und den Zufällen des Kampfes. Ich<br />

habe einen abscheulichen Menschen gesehen, der sich rühmte, mehr<br />

als 300 Leute verzehrt zu haben. Ich habe auch einen Ort gesehen,<br />

den ich etwa 27 Tage bewohnte und wo Stücke gesalzenen Menschen-<br />

fleischs an den Balken der Häuser hingen, wie wir bei uns ge-<br />

trocknetes oder geräuchertes Schweinefleisch, Würste oder andere<br />

Eßwaren aufhängen. Sie waren höchst erstaunt, daß wir nicht<br />

gleich ilmen das Fleisch unserer Feinde verzehrten; sie sagten, daß<br />

nichts vortreftlicher schmecke als dieses Fleisch und daß man nichts<br />

saftigeres und delikateres haben könne.''<br />

PiGAFETTA, welcher mit Magalhaes auf der ersten Weltum-<br />

segelung die brasilianische Küste berührte und zwei Monate im<br />

' Eelation du voyage d'Amf'ric Vespuce aux cotes du Bresil fait eu 1501<br />

et 1502. adressee a Lorenzo di Piei-fi-ancesco de Medici. Chaktox, Voyageurs<br />

anciens et modernes. III. 198. Paris 1863. Der Brief ward bereits 1503 iu<br />

Paris gedruckt.<br />

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