27.02.2013 Aufrufe

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

82 Südamerika.<br />

rascht wurden. Desgleichen gelten die Araras für AntLropophagen<br />

und beide Stämme sind Ursache, daß die Seringueiros nicht in die<br />

ausgedehnten, reichen Kautschukwälder der Nebenflüsse des Madeira<br />

vorzudringen wagen. ^<br />

Am Uaupös sind die Cobeus echte Kannibalen; sie verzehren<br />

die Leichen der im Kriege erschlagenen Feinde, ja sie führen<br />

Kriege zu dem ausgesprochenen Zwecke sich IMenschenfleisch zu<br />

verschaffen. Haben sie mehr davon, als sie auf einmal verzehren<br />

können, so räuchern sie den Rest über Feuer und bewahren ihn<br />

lange auf.^<br />

<strong>Die</strong> Indianer am Putumajo -— auf columbischem Gebiete im<br />

Territorium von Caqueta — haben im Jahre 1883, wie aus einem<br />

amtlichen Berichte hervorgeht, einen jungen Columbianer Namens<br />

Portes erschlagen und verzehrt. ,,<strong>Die</strong> Indianer sind in der Tliat<br />

Kannibalen, essen aber nur ihre Kriegsgefangenen, um Rache an<br />

denselben zu üben. Besondere Vorliebe für Menschenfleisch ist<br />

nicht vorhanden."^<br />

Am Jauari sind die Majorunas noch jetzt Kannibalen, wofür<br />

Bates die Beweise beibringt."*<br />

Alle Tupivölker waren bei der Entdeckung Südamerikas Kan-<br />

nibalen und so kann es nicht Wunder nehmen, wenn nun auch<br />

heute noch die zu ihnen zählenden Stämme kannibalischen Sitten<br />

ergeben sind, so die im Gebiete des Tapajoz wohnenden Ai)iacas,<br />

die zu den Centraltupis gerechnet werden. Ihr Name stammt von<br />

dem Tupiworte Apiaba, Mensch und ihre Sprache ist der herr-<br />

schenden lingua geral so nahe verwandt, daß über ihre ethnische<br />

Stellung keine Zweifel aufkommen. Wie de Castelnau berichtet''',<br />

töten sie im Kriege alle ihre Feinde, gleichviel welchem Geschlechte<br />

dieselben angehören, um deren Leichname dann zu braten und zu<br />

verzehren. <strong>Die</strong> Kinder der Feinde führen sie aber mit in ihre<br />

Aldeas, um sie gleich ihren eigenen Kindern zu behandeln und mit<br />

diesen zu erziehen. Wenn aber diese gefangenen Kinder das Alter<br />

von 12 bis 14 Jahren erreicht haben, so dienen sie zu einer Kanni-<br />

balenmahlzeit, welche von dem ganzen Dorfe unter großen Feier-<br />

' Keij.er-Lkuzingek, Vom Amazonas und Madtnra. Stuttgart 1874. 32. 99.<br />

^ A. R. Wai,i,aoe, Amazon and Rio Negi'o. London 1853. 4flS. — v. Mau-<br />

Tirs, Beitrüge zur Ethnograijhie Amerikas. I. ßOO.<br />

HI. 314.<br />

^ Nach Panama Sfcir and Herald vom 12. April 1883 im Ausland 1883. 437.<br />

* Tlic Naturalist on tlie Amazonas.. London lSf>4. 4r)4.<br />

•' Expedition dans Ics j)arties centrales de l'Auierique du Sud. Paris ISöü.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!