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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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54 Salomonen. Xcu-Hebridcn.<br />

Knabe und ein Mädchen von etwa 14 Jahren. In der Absicht, ihr<br />

Leben zu retten, erbot ich mich sie zu kaufen; doch konnte ich<br />

bieten, was ich Avollte, die Eingeborenen gingen nicht darauf ein.<br />

Wir hörten später, daß die Schwarzen nach Makira gingen, die<br />

Hälfte des Körpers dort verkauften und das Übrige einem andern<br />

Stamm ; auch ihre beiden Gefangenen verkauften sie. Wir kamen<br />

bald nachher an zwei Häuser, in denen eine große Zahl Schädel<br />

von Leuten aufbewahrt wurden, die sie gefressen hatten. Wir fanden<br />

die Eingeborenen ruhig und inoffensiv, doch alle Kannil^alen.'' ^<br />

<strong>Die</strong> neuesten Nachrichten über den Kannibalismus auf den<br />

Salomonen verdanken wir dem dort stationierten katholischen Mis-<br />

sionar Verguet. Er ist dort noch en pleine viyueur; die Eingebore-<br />

nen kennen nichts delikateres als Menschentieisch. Das ganze Dorf<br />

erschallt von Freudenrufen, wenn ein Kannibalenfest stattfindet,<br />

man zerschlägt Kokosnüsse, raspelt Taro und Ignamen, um Pasteten<br />

zu backen, während der Leichnam zubereitet wird. Verguet<br />

schildert als Augenzeuge; nach ihm ward der Kadaver in große<br />

Bananenblätter gewickelt und dann mit stets erneuerten heißen<br />

Kieseln umgeben, bis er gar war. So bleibt das Fleisch saftig. Man<br />

sieht sich vor, daß die Haare nicht verbrannt werden; diese zieht<br />

man skalpartig mit der Haut ab und setzt diese Perrücke auf eine<br />

Kokosnuß, die im Gemeindehaus aufgehangen wird. Wenn die<br />

Insulaner Menschentieisch verzehren, verstecken sie sich vor den<br />

Europäern, doch verbergen sie die Sache nicht, wenn sie zufällig<br />

bei ihren Mahlzeiten überrascht werden. Nicht selten, namentlich<br />

auf Ysabel, sieht man Armbänder von Menschenzähnen oder am<br />

Halse der Eingeborenen hängen Finger, Ohren oder andere Teile<br />

(jii^on VC nomme pas. Nach Verguet scheint keinerlei besonderer<br />

Aberglauben hier mit dem Kannibalismus verknüpft zu sein.^<br />

Neu -Heb ri den. Cook und seine Begleiter, welche nicht ,,so<br />

lieblos^' sein wollten, die Bcnvohner der Neu-Hebi-ideninsel Tanna<br />

auf eine bloße Vermutung hin der Anthropojdiagie zu beschuldigen,<br />

wurden verhindert, in das Innere der Insel vorzudringen, wobei<br />

man ihnen andeutete, man würde sie, falls sie weiter vorwärts<br />

gingen, fressen. ,,Sie deuteten durch Zeichen sehr verständlich an,<br />

daß sie einen Menschen zuerst totschlügen, hierauf die Glieder ein-<br />

zeln ablöseten und dann das Fleisch von den Knochen schabten.<br />

Endlich setzten sie die Zähne an den Arm, damit uns gar kein<br />

' A cruise amonpj tho cannibals. Occan Highways. Dtzoinber 1873. 361.<br />

'^ Revue d'Ethnographic. IV. 214 (1885).

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