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Die Anthropophagie. Eine ethnographische Studie

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32 <strong>Die</strong> Jagas. Kannibalenhöhlen im Basutolande.<br />

der Jaga! Der Leichnam des Nicango wird dann abseit enthäutet,<br />

in kleine Stücken zerhackt und mit Ochsen-, Hunde- und Hühner-<br />

fleisch zusammen gekocht. <strong>Die</strong>ses Gericht wird zuerst dem Jaga,<br />

dann seinen Würdenträger und zuletzt allem Volk zur Speise vor-<br />

gesetzt. Wer sich weigert davon zu essen, verfällt der Sklaverei.<br />

Mit Gesang und Tanz endigte das Sambamentofest. Früher erhielt<br />

auch der portugiesische Direktor der Messe in Kassanje sein Teil<br />

von dem Gericht, wofür er ein Fäßchen Branntwein spendete.^<br />

Südafrika. Erst in der letzten Zeit haben wir Nachrichten<br />

von dem Vorhandensein der <strong>Anthropophagie</strong> auch an der Südspitze<br />

Afrikas erhalten, und die Kannibalenhöhlen im Basutolande haben<br />

nicht geringes Aufsehen erregt. Das Basutoland liegt zwischen<br />

dem Oranjefreistaat und den englischen Besitzungen mitten inne<br />

und war der Schauplatz fortwährender Kriege zwischen den Weißen<br />

sowohl und den Basuto. als zwischen eingebornen Stämmen selbst.<br />

Während der Verwilderung und Hungersnot, die infolge dieser<br />

Kriege eintrat, soll erst der Kannibalismus entstanden sein. <strong>Die</strong><br />

ausführlichsten Nachrichten über denselben erhielten wir durch<br />

James Henry Bowkee, Dr. Bleek und Dr. John Beddoe.- Bowkee<br />

besuchte 1868 eine der Höhlen, die in der Nähe der verlassenen<br />

Missionsstation Cana gelegen ist. ,,Der Eingang, sagt er, liegt<br />

unter weit vorstehendem und überhängendem Gestein und bildet<br />

so ziemlich in der ganzen Breite der Höhle einen weiten, von der<br />

Natur gewölbten Bogen. <strong>Die</strong> Länge der Höhle beträgt etwa 130.<br />

die Breite 100 Ellen. <strong>Die</strong> hohe, gewölbte Decke ist von Rauch<br />

und Ruß geschwärzt; auf dem Fußboden lagen ganze Haufen von<br />

Menschenknochen umher, teils förmlich aufgeschichtet, teils ül^erall<br />

zerstreut. Auch vor der Höhle lagen auf dem Abhänge, soweit das<br />

Auge reichen konnte, Knochen und Schädel umher, letztere in<br />

außerordentlich großer Menge und zumeist von Frauen und Kindern.<br />

Sie waren vermittels stumpfer Äxte oder auch geschärfter Steine<br />

in Stücke geschlagen worden, gleich den Markknochen, welche man<br />

dann der Länge nach gespalten hatte. Nur an einigen wenigen<br />

waren Spuren von Feuer zu bemerken; die Höhlenmänner zogen<br />

das Kochen dem Braten vor.<br />

,,Man kann sich denken, unter welcher Aufregung ich diese<br />

düstere Höhle untersuchte. Der Führer geleitete mich an eine<br />

^ TraVASSOS Vam)kz, Six ycars of a travellers Lite| iu Wostern Afriea.<br />

London. 1861. II. 159.<br />

121 (1869).<br />

^ The Cave Cannibals of Soutli Afrioa. Anthropological Review. VII.

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