C Sozialprofile ver- und überschuldeter junger Erwachsener

SCHULDEN-KOMPASS | EINLEITUNG | 2. ZENTRAL DISKUTIERTE BEGRIFFE
2.1 Private Schulden und Privatkredite
Der Schulden-Kompass meint mit Verschuldung in erster Linie die private Kreditaufnahme.Verschuldung
ist das bloße Eingehen von Geldverbindlichkeiten auch zu Klein- und
Kleinstbeträgen, auch wenn so genannte Bagatellschulden zu Kleinstbeträgen häufig nicht mit dem
Terminus „Schulden“ assoziiert werden. Schulden bzw. Kredite sind sämtliche ökonomisch und/oder
juristisch geregelten Zahlungsverpflichtungen, die bei einer Einzelperson oder bei einem Haushalt
entstehen können. Die Aufnahme von Finanzkrediten wird allgemein als Schuldenaufnahme bzw.
Verschuldung bezeichnet. Finanzkredite sind daher immer Schulden. Dienstleistungskredite in Form
von Telekommunikationsschulden oder Warenkredite bei Warenversendungen auf Rechnung werden
umgangssprachlich nicht als Schulden benannt, gleichwohl sind sie aber als solche zu bezeichnen.
Differenzierungen aus Forschung und Praxis:
1. Primärschulden sind bankneutrale Schulden, deren Bezahlung die Funktionsfähigkeit
des Haushalts voraussetzen. Hierunter fallen Miet- und Energieschulden, offene
Telefonrechnungen, Unterhaltsschulden, Versicherungsschulden, Schulden im Freundeskreis,
Spielschulden, Pfandleihen etc.
2. Sekundärschulden sind bankmäßige Kredite wie Konsumentenkredite (z.B. Dispositionskredit,
Ratenkäufe, Leasing, Kreditkartenkredite), Versicherungsschulden, Schulden bei öffentlichen
Gläubigern sowie Hypotheken.
3. Kredit ist die befristete, gewerbliche Bereitstellung von Kaufkraft in Form von Konsumentenkrediten
oder Hypotheken.
4. Produktive Kredite haben investiven Charakter. Es sind Kredite, die für den Verbraucher einen
unmittelbaren Gegenwert (z.B. Kredit finanzierte Anschaffungen wie Kfz, PC, Wohnungseinrichtungen
etc.) darstellen. Zu unterscheiden ist hier zwischen besicherten und unbesicherten
Krediten.
5. Unproduktive Kredite sind solche, die aus dem Lebenseinkommen nicht mehr zurückgezahlt
werden können oder der Umschuldung bzw. Ablösung anderer Kredite dienen.
6. Das Sozioökonomische Panel (SOEP) erfasst eine bankmäßige Verschuldung mit Konsumentenkrediten
erst ab einer Restschuldsumme von 2.500 Euro.
Der wissenschaftliche Beirat des Schulden-Kompasses hat sich bereits 2003 auf folgendes Begriffsverständnis
von Verschuldung, der Aufnahme eines Kredits, geeinigt:
„Verschuldung ist jede Form des Eingehens von Zahlungsverpflichtungen und stellt ein normales, in
vielen Haushalten unvermeidliches Verbraucherverhalten dar.“
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