C Sozialprofile ver- und überschuldeter junger Erwachsener
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PROJEKTBEIRAT | DISKUSSIONSBEITRÄGE<br />
Nachhaltigkeitsorientierter Wettbewerb – ein Beitrag zur<br />
Eindämmung von Verschuldensrisiken<br />
Von Prof. Dr. Johannes Hoffmann<br />
Der Schulden-Kompass spiegelt eindrucksvoll die Entwicklung wider, die die Zusammenarbeit der<br />
SCHUFA mit den externen Experten genommen hat. Allerdings werden uns dabei auch mehr <strong>und</strong><br />
mehr die Grenzen bewusst, an die wir in der Analyse stoßen.<br />
Es ist daher vielleicht hilfreich, wenn wir uns an die Vision erinnern, die uns vor Augen stand, als wir<br />
auf Einladung des Vorsitzenden der SCHUFA mit der Idee eines Jahr für Jahr zu erstellenden<br />
Schulden-Kompasses konfrontiert wurden. Die Vision, so wie ich sie wahrgenommen habe <strong>und</strong> für<br />
die ich mich dabei begeistert habe, war, mit einer Klärung der Sach<strong>ver</strong>halte <strong>und</strong> einer Aufklärung<br />
über mögliche Ursachen von privater Überschuldung in unserer Gesellschaft einen Beitrag für eine<br />
zukunftsfähige Wirtschaft zu erbringen. Niemand wird bestreiten, dass durch die kontinuierliche<br />
Arbeit <strong>und</strong> Verbesserung quantitati<strong>ver</strong> Ergebnisse <strong>und</strong> ihrer Deutung für den Schulden-Kompass<br />
wichtige neue Erkenntnisse gewonnen wurden. Wir haben auch erkannt, dass diese Erkenntnisse auf<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> unserer gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet, interpretiert<br />
<strong>und</strong> gewichtet werden müssen.<br />
In dieser Hinsicht soll dieser Kurzbeitrag <strong>ver</strong>standen werden. Die Vision von der Entwicklung einer<br />
zukunftsfähigen Wirtschaft kann nur gelingen, wenn wir auf allen Ebenen, in denen wir involviert<br />
sind, sei es als Konsumenten, als Manager eines Unternehmens, als Investoren oder Schuldner einer<br />
ethischen In-Pflichtnahme des Geldes kontrafaktisch zum herrschenden auf quantitatives Wachstum<br />
fixierten Wirtschaftsdenken <strong>und</strong> der herrschenden Wirtschaftspraxis in unserem Bewusstsein eine<br />
Bahn brechen. An der fortschreitenden Operationalisierung dieser Vision <strong>und</strong> ihrer Durchdringung<br />
auf allen Ebenen in allen Sektoren der Marktwirtschaft müssen wir auch im Rahmen des Schulden-<br />
Kompasses arbeiten. Überschuldung in großem Umfang ist kein singuläres Phänomen. Und hier gibt<br />
es eine Menge zu tun. Angesichts der Kürze des hier gegebenen Raumes möchte ich als Wirtschaftsethiker<br />
<strong>und</strong> aus Gesprächen <strong>und</strong> Begegnungen mit Schuldnern, Schuldnerberatern <strong>und</strong><br />
Bankmanagern thesenartig ein paar Anmerkungen machen.<br />
1. Wir haben schon viel erreicht. Wenn wir beobachten, dass z.B. junge Erwachsene durch<br />
Aufklärung dafür gewonnen werden können, dass sie in signifikanter Weise ihren relativ lockeren<br />
Umgang mit dem Handy ändern, dann greift offensichtlich Bewusstseinsbildung, die vom Schulden-<br />
Kompass ausgegangen ist <strong>und</strong> ausgeht, denn hier wurde erstmalig auf das Ausmaß von Verschuldung<br />
hingewiesen, dass durch unkontrollierte Nutzung von Handys auf der einen Seite <strong>und</strong> auch<br />
durch aggressive Werbung auf der anderen Seite induziert scheint. Offensichtlich können wir mit solchen<br />
Maßnahmen wie dem Schulden-Kompass – wenn auch in einem kleinen, aber ermutigenden<br />
Umfang – soziale Prozesse auslösen, die ökonomische Prozesse <strong>und</strong> Strukturen beeinflussen. Jeder<br />
Akteur der Wirtschaft, jedes Wirtschaftssubjekt kann sich dort, wo es sich im System einbringt, darüber<br />
<strong>ver</strong>gewissern, ob es z.B. mit Geld in einer Weise umgeht, dass es dabei seine mittel- <strong>und</strong> langfristigen<br />
Ziele nicht aus den Augen <strong>ver</strong>liert <strong>und</strong> Geld ganz rational für das für alle Menschen ent-<br />
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