"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...
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gen. Eine Erinnerung an den edlen Krieger, <strong>der</strong> seinem treuen Pferd,<br />
das er wegen unpassen<strong>der</strong> Beschädigung aus dem Verkehr zu ziehen<br />
gezwungen <strong>ist</strong>, den Gnadenschuß verpaßt.<br />
Das Messer hingegen erinnert an Meuchelmord, heimtückischen<br />
Angriff, womöglich von hinten, an finstere, welsche Gestalten. In<br />
den Bedeutungen <strong>der</strong> Dinge liegt ihre Dramatik verborgen, Szenerien,<br />
die Haß, die Ängste schüren und all das, was dies unter den<br />
Menschen auszulösen vermag.“ 5<br />
Anfängliche Intentionen des Tierschutzes innerhalb <strong>der</strong> Antischächtbewegung<br />
wichen bald einem dumpfen Antisemitismus.<br />
Das Schächten wurde von Antisemiten zum Symbol <strong>für</strong> die Grausamkeit<br />
<strong>der</strong> Juden aufgebaut und in enge Beziehung zu Ritualmordlegenden<br />
gebracht.<br />
Weltweit das erste Schächtverbot wurde per Gesetz 1892 in <strong>der</strong><br />
Schweiz durchgesetzt. Damals schrieb die Frankfurter Allgemeine<br />
noch, daß das Schweizer Antischächtgesetz „Antisemitismus unter<br />
dem Deckmantel <strong>der</strong> Humanität“ 6 sei.<br />
In <strong>der</strong> Folgezeit wurde in den einzelnen Län<strong>der</strong>n unterschiedlich<br />
auf die For<strong>der</strong>ung, das Schächten als Tierquälerei zu definieren und<br />
zu verbieten, reagiert. In Deutschland wurde sowohl während <strong>der</strong><br />
Kaiserzeit als auch während <strong>der</strong> Weimarer Republik – mit <strong>der</strong> Ausnahme<br />
von Sachsen, wo von 1892 bis 1910 ein Schächtverbot bestand,<br />
kein Schächtverbot ausgesprochen. In einem Gutachten, das<br />
das Reichsgesundheitsamt im Strafrechtsausschuß des Reichstages<br />
am 15.2.1930 vorlegte, wurde Schächten nicht als Tierquälerei eingestuft.<br />
7 Nach dem Machtantritt <strong>der</strong> Nationalsozial<strong>ist</strong>en wurde auch<br />
diese liberale Rechtsprechung zerstört.<br />
Die Diffamierung und das Unterstrafestellen des Schächtens diente<br />
<strong>der</strong> Diskriminierung und Verfolgung <strong>der</strong> Juden. Einen Höhepunkt<br />
<strong>der</strong> Funktionalisierung <strong>der</strong> Antischächtstimmungen <strong>für</strong> einen mör<strong>der</strong>ischen<br />
Antisemitismus bildete <strong>der</strong> 1941 von Fritz Hippler im Auftrag<br />
<strong>der</strong> Reichspropagandaleitung <strong>der</strong> NSDAP gedrehte Film „Der ewige<br />
Jude“. Dieser als Dokumentarfilm deklarierte Streifen gehört zu einer<br />
Reihe von Filmen, 8 die 1940 im Kontext <strong>der</strong> beginnenden Deportationen<br />
und systematischen Ermordung <strong>der</strong> Juden gedreht wurden.<br />
Ziel dieser Propagandafilme war es, die Juden als die Inkarnation des<br />
Bösen, Heimtückischen und Verabscheuungswürdigen zu denunzieren,<br />
die antisemitischen Stimmungen weiter anzuheizen und dazu<br />
beizutragen, die Deportation und Ermordung von Millionen Menschen<br />
zu legitimieren. Den Höhepunkt und Abschluß des Films „Der<br />
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