"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...

DOKUMENT 3
Aus der Aussage des Ehemanns Bruno F. am 20. September 1936
bei der Kriminalpolizei in Fürstenwalde/Spree: 64
Ich kenne den Juden S. seit etwa 1934 oder 1935, … , seit er bei
meiner Schwiegermutter in Untermiete lebt. Ich wußte nicht genau,
daß S. ein Jude ist, obwohl ich mir oft Gedanken darüber gemacht
habe … Zu Weihnachten 1935 haben meine Frau und ich ihn zu
uns eingeladen, da es ihm sehr schlecht ging, damit er bei uns Mittagessen
sollte … Nach dieser Einladung … kam S. dann öfter zu
uns, auch wenn ich nicht zu Hause war. Mir ist unbekannt, daß meine
Frau in meiner Wohnung mit dem S. des öfteren geschlechtlich
verkehrt hat. Ich habe allerdings im Februar oder März dieses Jahres
meiner Frau mehrmals verboten, daß sie den S. in meiner Wohnung
aufnimmt, da wir selbst nur wenig zu essen haben …
DOKUMENT 4
Aus der Vernehmung des Günther S. durch die Polizeibehörde
Fürstenwalde/Spree am 19. September 1936: 65
… Die von Frau F. in ihrer Vernehmung gemachten Aussagen entsprechen
den Tatsachen und ich widerrufe meine bisher gemachten
Aussagen dahingehend, daß ich bei meinem ersten Verhör die
Unwahrheit gesagt habe. Ich habe deshalb nicht gleich die Wahrheit
gesagt, da ich die Frau F. in dieser Hinsicht schonen wollte.
Wenn nun der Fall mit der Frau F. klar liegt, so sehe ich nicht ein,
die Anzeigende, Frl. Else Schw. … in dieser Richtung hin zu schonen.
Ich weiß genau, daß die Anzeige nur durch Frl. Schw. erstattet
sein kann … Wenn der Fall nun so liegt, so werde ich auch angeben,
daß ich die Anzeigende, Frl. Schw. auch schon geschlechtlich
gebraucht habe und zwar war es am Bußtag, dem 20. November
1935 …
53