"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...

DOKUMENT 4
Aus dem Antrag auf Berufung von Martin L. vom 15. 2. 1942: 29
… Laut Geschäftsnummer des Amtsgerichts Prenzlau (BII 2/92) bin
ich mit Wirkung zum 9. 5. 1930 aus dem Judentum ausgetreten.
Ich habe mich am 15. 1. 30 verheiratet. Meine Frau ist arisch. Mein
Sohn wurde am 1. 12. 1930 geboren und ist am 1. 3. 31 evangelisch
getauft und wird auch so erzogen. Durch die Ehe und vor allem
durch das Kind, welches nicht mehr als Jude gilt, bin ich von
Gesetzen, – welche für Juden anzuwenden sind, – nicht betroffen.
1.) Durch Beibehaltung der Wohnung
2.) Nichttragen des Davidstern
3.) Durch Aushändigung einer vollen Kleiderkarte
4.) Steueraufhebung (Lohnsteuer für Juden u. Ausländer)
Durch Unkenntnis des Gesetzes habe ich die Kennkarte im Postamt
nicht vorgelegt, ebenso auch die Unterschrift Martin „Israel“ L. im
Schreiben an die Polizeibehörde unterlassen.
Ich bitte mir zu glauben, daß ich dieses nicht getan habe, um Vorteile
zu erzielen.Es ist mir auf dem Kriminalbüro erst verlesen worden,
wie ich mich betreffs Kennkarte u. Unterschrift zu verhalten
habe. Zu obigen Ausführungen möchte ich noch ergänzen, daß ich
mich noch nie politisch betätigt habe, auch keiner Organisation angehört
habe.
Da ich bisher unbestraft war, und ich mich immer bemüht habe, im
Dritten Reich meine volle Arbeitskraft einzusetzen, bitte ich höflichst,
die Strafe zu mildern.
Martin Israel L.
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