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"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...

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ordnung des RSHA an die Generalstaatsanwälte und for<strong>der</strong>te sie<br />

auf, „entsprechend dem Antrage des Reichssicherheitshauptamts<br />

… zur Entlassung kommende Juden … <strong>für</strong> die örtlich zuständige<br />

Staatspolizei(leit)stelle zur Überhaft vorzumerken und dieser vor<br />

Strafende rechtzeitig zur Abholung zur Verfügung zu stellen.“ 33<br />

Es kann hier nur am Rande darauf hingewiesen werden, daß das rass<strong>ist</strong>isch<br />

motivierte Son<strong>der</strong>recht nicht nur Juden und Sinti und Roma<br />

traf. Mit Gesetzen und Verordnungen, wie z.B. dem Gesetz zur Verhütung<br />

erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933, zu dessen<br />

Durchsetzung Erbgesundheitsgerichte aufgebaut wurden, dem Gesetz<br />

zum Schutze <strong>der</strong> Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz)<br />

vom 18. Oktober 1935 und <strong>der</strong> Verordnung über<br />

sogenannte Volksschädlinge vom 5. September 1939 war ein justizieller<br />

Rahmen geschaffen worden <strong>für</strong> das Vorgehen gegen Menschen,<br />

die aus sehr verschiedenen Gründen nicht in das Raster des<br />

nationalsozial<strong>ist</strong>ischen Menschenbildes paßten. Den Höhepunkt zur<br />

Legalisierung <strong>der</strong> willkürllichen Verfolgung und physischen Vernichtung<br />

mißliebiger Personengruppen bildete das geplante Gesetz<br />

über die Behandlung Gemeinschaftsfrem<strong>der</strong>, dessen Entwurf im Januar<br />

1945 vorlag.<br />

Dem fabrikmäßigen Massenmord an den europäischen Juden fielen<br />

nach Berechnungen von H<strong>ist</strong>orikern und Jur<strong>ist</strong>en mindestens<br />

5290000, vermutlich aber mehr als sechs Millionen Menschen zum<br />

Opfer. 34 Die Ungeheuerlichkeit dieser Zahl anonymisiert <strong>für</strong> heutige<br />

Leser die Menschen und <strong>der</strong>en Schicksale, die sich dahinter verbergen.<br />

Jene, die, unter katastrophalen Bedingungen, in verdrahteten<br />

Güterwagen quer durch Deutschland in Richtung Osten transportiert<br />

wurden, waren auch die Nachbarn, Kollegen, Spielgefährten<br />

unserer Eltern und Großeltern.Habenwir gefragt,wiesie rea- gierten<br />

auf das, was geschah? Warfen sie einen Stein und schrien „Juda verrecke“,<br />

denunzierten sie o<strong>der</strong> hielten sie mutig eine Tür offen? Was<br />

sagten die Eltern ihren Kin<strong>der</strong>n, wenn Mitschüler nicht mehr zur<br />

Schule o<strong>der</strong> zum Spiel kamen? Erzählten die Reichsbahnangestellten<br />

zu Hause über die Züge, die in Richtung Osten rollten und keine<br />

Soldaten an die Front brachten, son<strong>der</strong>n in jedem Zug etwa 1000<br />

Frauen und Männer jeglichen Alters und Kin<strong>der</strong> transportierten?<br />

Die vorliegende Publikation <strong>ist</strong> bemüht, neben <strong>der</strong> Dokumentation<br />

von Diskriminierungs- und Verfolgungsmechanismen auch das<br />

Schicksal jüdischer Menschen, die auf dem Territorium des heuti-<br />

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