"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...

DOKUMENT 1
Die Veranlassung des Disziplinarverfahrens: 37
Der Reichspostminister
an die Oberpostdirektion Frankfurt/Oder
Berlin, den 30. September 1933
Der Postassistent (weibl.) Clara H. in Schönlanke hat mit dem jüdischen
Kaufmann St. wiederholt geschlechtlich verkehrt. Erschwerend
fällt ins Gewicht, daß dieser Verkehr bei den Bewohnern
von Schönlanke und Umgebung Anstoß erregt und Anlaß zu öffentlichen,
die Beamtin im höchsten Maße beschämenden, Kundgebungen
gegeben hat. Durch ihr Verhalten hat die Postassistent
H. die ihr obliegenden Pflichten verletzt und sich der Achtung, die
ihr Beruf erfordert, unwürdig gezeigt. Gegen sie ist daher durch das
Telegramm vom 29. September das hiermit bestätigt wird, das
förmliche Disziplinarverfahren eingeleitet, auch ist sie des Dienstes
vorläufig enthoben worden…
Mit Rücksicht auf die besonderen Umstände des Falles hält es das
RPM für geboten, daß die Voruntersuchung von einem bei der OPD
tätigen Beamten der höheren Laufbahn geführt wird. Ein solcher
Beamter ist namhaft zu machen.
DOKUMENT 2
Die Oberpostdirektion an den Beamten
der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder, Herrn Oberpostrat F.
12.12.1933: 38
Der Herr Reichspostminister hat nach der in beglaubigter Abschrift
beiliegenden Verfügung vom 9. Dezember die Disziplinarsache der
PAss (w) Clara H. vom Postamt Schönlanke vor die Reichsdisziplinarkammer
in Frankfurt/Oder verwiesen. Sie werden beauftragt,
sogleich die Anklage auf Dienstentlassung zu erheben. Der von Ihnen
zu stellende Antrag ist e. F. gemäß § 75 Ziff. 2 RBG 39 zu ändern,
da die H. mit Ablauf des 31. Dezember 1933 auf Grund des
§ 6 BBG 40 in den Ruhestand versetzt worden ist.
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