"... der Angeklagte ist Jude" - Brandenburgische Landeszentrale für ...
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Vergehen gegen das Gesetz zum Schutz<br />
des deutschen Blutes und <strong>der</strong> deutschen Ehre<br />
vom 15. September 1935<br />
„Was deutsch und echt, wüßt keiner mehr, lebt‘s nicht in deutscher<br />
Me<strong>ist</strong>er Ehr‘“ ließ Richard Wagner 1868 erstmals in seiner Oper<br />
„Die Me<strong>ist</strong>ersinger von Nürnberg“ durch den Schuhmacher Hans<br />
Sachs von einer deutschen Bühne verkünden. Wagners Oper entwarf<br />
vor allem <strong>für</strong> das durch die sozialökonomischen Umbrüche in<br />
<strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts zutiefst verunsicherte deutsche<br />
Bildungsbürgertum ein Gegenbild: Zunftidylle und Gemeinschaft<br />
gegen die Ängste vor dem Absturz in die gesellschaftliche und<br />
politische Bedeutungslosigkeit, vor den Emanzipationsbestrebungen<br />
<strong>der</strong> Arbeiterbewegung, <strong>der</strong> Frauen und <strong>der</strong> Juden; das deutsche<br />
Mittelalter gegen die mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.<br />
Die Furcht, insbeson<strong>der</strong>e jener Kreise, die an den neuen Entwicklungen<br />
nicht unmittelbar partizipierten, bot den Nährboden <strong>für</strong> die<br />
Geburt eines Feindbildes, das in seiner unseligen Dreieinigkeit die<br />
politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen in <strong>der</strong> ersten Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
maßgebend prägen sollte. Der Marxismus als Synonym <strong>für</strong><br />
die organisierte Arbeiterbewegung, die Sexualität als Verschleierung<br />
<strong>der</strong> Furcht vor Frauenemanzipation und die Juden, die nicht selten<br />
Repräsentanten <strong>der</strong> neuen Industrien und Entwicklungen waren, die<br />
als Bevölkerungsgruppe „am stärksten durch den Kapitalismus –<br />
und auch durch die mo<strong>der</strong>ne Kultur – geprägt war“ 1 , wurden als<br />
tödliche Gefahren <strong>für</strong> die Gesellschaft definiert. 2 Gegen eine heterogener<br />
und dissonanter werdende Gesellschaft wurde <strong>der</strong> Mythos<br />
von Volk, Blut und Gemeinschaft beschworen.<br />
67 Jahre später wurden am 15. September 1935 in Nürnberg auf<br />
dem Reichsparteitag <strong>der</strong> NSDAP, <strong>der</strong> sich „Parteitag <strong>der</strong> Freiheit“<br />
nannte, jene Gesetze verabschiedet, die festlegten, wer sich künftig<br />
als vollwertiger Bürger des Deutschen Reiches ansehen durfte.<br />
Eigens zu diesem Zweck war <strong>der</strong> Reichstag nach Nürnberg einberufen<br />
worden. Allein schon das Bestreben, die Gesetze durch das im<br />
nationalsozial<strong>ist</strong>ischen Sinne gleichgeschaltete Pseudoparlament legitimieren<br />
zu lassen, we<strong>ist</strong> auf den Stellenwert hin, den diese Gesetze<br />
<strong>für</strong> die nationalsozial<strong>ist</strong>ische Politik hatten. Sie betrafen das<br />
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