Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
der Heiratsvertrag datiert vom 16. August 1693. Der<br />
innere Tafernwirt Hueber wurde am 30. Januar 1710<br />
in <strong>Pfaffenhofen</strong> begraben. Da der Sohn Michael Hueber<br />
erst 10 Jahre alt war, führte die Mutter die<br />
Wirtschaft weiter. Vom Sohn und Nachfolger ist<br />
bekannt, daß er 1747 zum zweiten Mal heiratete<br />
(Ehevertrag 3. November 1747), und zwar Sibylla,<br />
Tochter des Hans Stetter in Erbishofen. Kinderlos<br />
übergab er einem Neffen seiner Frau, Alexander Stetter<br />
aus Erbishofen und starb am 23. April 1772, 72<br />
Jahre alt, als „Hospes resignatus”.<br />
Aus der Zeit Huebers, 1765, liegen eingehende Angaben<br />
über die Innere Taferne vor, die im folgenden<br />
wiedergegeben werden: Michael Huber, Tafernwirt,<br />
besitzt eine nach Weißenhorn (also dem Grafen Fugger)<br />
gehörige Taferne und sieder im Jahr 48 Eimer<br />
Bier, jeden Sud zu 4 Eimer. Ferner bezieht er jährlich 2<br />
Eimer Württemberger Wein. Seine Abgaben für Wein<br />
und Bier betragen jährlich 60 fl. (Ungelt). An Taferngeld<br />
zahlt er 10 fl., an Heugeld 2 fl. 40 kr., für Huck<br />
und Branntweinbrennerei 8 fl. Für die zur Wirtschaft<br />
gehörigen Äcker und Wiesen (12Y4 Jauchert und 63<br />
Ruten Äcker, 6 1 /2 Tagwerk Wiesen) gibt er an Gült: 14<br />
Mittle Roggen und 12 Mittle Haber, alles Ulmer Maß,<br />
nach Weißenhorn.<br />
Im übrigen ist diese Tafernwirtschaft samt Zubehör<br />
einem hohen Inhaber der Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong><br />
(Graf Fugger) gerichts-, dienst-, vogt- und botbar,<br />
auch mit aller Jurisdiktion unterworfen, dann zur<br />
Schwäbisch-Österreichischen Kasse nach Ehingen a.<br />
Donau steuerbar. Das Laudemium (Besitzveränderungsabgabe)<br />
wurde aus Gnaden und ohne Konsequenz<br />
auf 700 fl. bestimmt, welches die Witwe bei<br />
Ableben des Mannes zu zahlen hat.<br />
Zu der Taferngerechtigkeit gehört das Metzgen und<br />
die Huckerei. Wegen des Backens bezahlt man der<br />
Herrschaft jährlich 17 kr und 1 Heller. Dann hat diese<br />
Taferne die Gerechtigkeit, daß dem Besitzer derselben<br />
die dienstbaren Bauern nach Bestimmung des Urbars<br />
bei Bedarf Fuhrdienst leisten müssen. Sie erhalten<br />
dafür bei Fahrt in der Nähe 4 kr., bei weiten Strecken<br />
bis 4 fl. Lohn.<br />
Der Besitzer der Taferne hat von allem ausgeschenktem<br />
Trunk nebst dem Schwäbisch-Österreichischen<br />
Ständischen Maßpfennig und Bierheller einem Inhaber<br />
der Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong>, das Ungelt der bekanntlichen<br />
11. Maß, und solches, wie hoch und teuer die<br />
Maß geschenkt wird, dem gräflichen Rentamt quartaliter<br />
in Geld zu bezahlen. Bei dieser Tafern müssen alle<br />
Gemeinderechnungen an Trunk, Festwein und alle<br />
dergleichen offenen Gemeindezehrungen und zwar<br />
von <strong>Markt</strong> <strong>Pfaffenhofen</strong> und den Dörfern Roth, Berg,<br />
Diepertshofen, Volkertshofen, Erbishofen und Nie-<br />
121<br />
derhausen ohne Ausnahme gehalten und gezehrt werden.<br />
Die jährlichen Trunks der Gemeinden werden<br />
zwischen den beiden Tafernen in <strong>Pfaffenhofen</strong> gewechselt.<br />
Bei Hochzeiten Leihkäufen (Vertragsabschlüssen)<br />
hat jeder Bürger selbst die Wahl. Diese<br />
Taferne ist nebst der Jagdfrohn dienstbar dem durchlauchtigsten<br />
Erzhaus Österreich, sowie reis- und steuerbar.<br />
Der neue Wirt Alexander Stetter heiratete am 2. Juni<br />
1772 die Müllerstochter Marianne Kling aus Attenhofen,<br />
starb aber bereits am 22. Mai 1782, erst 43 Jahre<br />
alt. Die Witwe schloß am 27. August 1782 eine zweite<br />
Ehe mit Franz Joseph Mansperger aus Baltringen bei<br />
Laupheim, welcher 39 Jahre alt am 15. März 1785<br />
starb. Erst die dritte Ehe der Wirtin mit dem 1753<br />
geborenen Becken Michael Bil(1)mayer (auch Bühlmayer),<br />
geschlossen am 27. Juni 1785, hatte längeren<br />
Bestand.<br />
Interessant ist der Ehevertrag der Marianne verwitweten<br />
Stetter mit dem zweiten Gatten Franz Joseph<br />
Mansperger. Dieser bringt 3600 fl. bar in die Ehe. Die<br />
drei Kinder I. Ehe, Sibylla 7 Jahre, Matthias 6 Jahre<br />
und Marianne 1 Jahr alt, erhalten zur voraus miteinander<br />
3000 fl. Vatergut. Der Sohn Matthias erhält weiter<br />
für die väterlichen Kleider 60 fl., für einen neuen<br />
Kasten 15 fl., sowie die Kugelbüchse, zwei Terzerole,<br />
silberne Schuhschnallen, weiter ein Pferd oder 45 fl.,<br />
einen Wagen oder 20 fl., zur Festwein 25 fl., 12<br />
flächserne Hemden, 6 Schmaltücher-Hemden, ein<br />
Gfulgen mit Überzug und 12 Schurztücher. Die zwei<br />
Töchter werden bei Standesveränderung (= Heirat<br />
oder etwa Klostereintritt) jede 4 große Betten erhalten,<br />
und zwar eines aus Barchent und drei federichte,<br />
weiter 5 Kissen. Jedes Bett muß 15 Pfund Federn<br />
haben. Weiter erhalten sie 1 Dutzend große Überzüge,<br />
12 Kissenbezüge, 3 schmaltuchene Leilache mit Spitzen<br />
und 6 flachserne und 3 abwergene, einen großen<br />
Kasten oder 20 fl., einen Fußnetkasten oder 15 fl., 1<br />
Lidel oder 15 fl., 1 Bettstatt oder 10 fl.<br />
Als Hochzeitskleider stehen jeder Tochter zu: ein<br />
Schnürmieder oder 10 fl., ein Weiberrock oder 10 fl.,<br />
ein Fürfleck oder 4 fl., ein Halstücherl oder 4 fl., eine<br />
silberne Kollerkette oder 16 fl., ein Gebetbuch mit<br />
Silberbeschlag oder 16 fl., ein silbergefaßter Rosenkranz<br />
oder 8 fl., ein Wachsstock oder 1 fl., 12 weiße<br />
Hauben oder 36 fl., 12 Koller oder 24 fl.<br />
Und haben dann die drei Geschwister, sofern eines vor<br />
den anderen im ledigen Stande ersterbte, einander im<br />
voraus zu erben, Roß und Wagen, Wäsche oder das<br />
Geld hierfür. Hochzeitskleid und übrige Ausfertigung<br />
fällt den Eltern anheim. Diese müssen diese 3 Kinder<br />
bis zur Erreichung des 15. Lebensjahres im väterlichen<br />
Haus in Kost und Kleidung halten und sie katholisch