Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
l<br />
Sägewerk Rueß postiert, das andere am Friedhof. Den<br />
24. April verbrachten die Einwohner im Keller. Das<br />
Gelände lag aus Richtung Ulm unter Artilleriebeschuß.<br />
Es brannten der Stadel des Josef Meyer beim<br />
Friedhof, das Anwesen von Franz Schwegler bei der<br />
Kirche. Auch bei Max Walk und bei Staiger brannte es.<br />
Bei den meisten konnte durch Löschen das schlimmste<br />
verhindert werden. Als die Front näher kam, wurde<br />
das MG-Feuer furchtbar. Es gab viel Einschüsse,<br />
zertrümmerte Fenster, auch wurden 2 Pferde getötet.<br />
Am meisten traf den Ort der Verlust eines Menschenlebens.<br />
Der Müller Ludwig Maaß wurde durch einen<br />
Schuß getötet. Noch am 25. April ergab sich Ulm. In<br />
der Nacht vom 25. auf 26. April stand <strong>Pfaffenhofen</strong><br />
wieder unter Feuer, so daß die Bevölkerung diese<br />
Nacht auch im Keller zubringen mußte. Am 26. April<br />
erschienen gegen Mittag die ersten amerikanischen<br />
Panzer. Kein Mensch war auf der Straße. Da nahm die<br />
36 Jahre alte Kriegerwitwe Irmgard Hornung, nachdem<br />
es ihr nicht gelungen war, den Bürgermeister aus<br />
seinem Keller zu bringen, ein weißes Tuch und ging<br />
den Amerikanern entgegen. Der Stationskommandant<br />
Wachtmeister Thomas fuhr ihr dann mit dem Fahrrad<br />
nach, ersuchte sie heimzugehen, da er mit den Amerikanern<br />
verhandeln wolle. Pfarrer Humpf hißte auf<br />
dem Kirchturm die weiße Fahne. Die Fußtruppen der<br />
Amerikaner zogen mit schußbereiten Karabinern in<br />
den <strong>Markt</strong> und durchsuchten alle Häuser nach Waffen<br />
und etwa versteckten deutschen Soldaten. Dann mußten<br />
die Häuser an der Hauptstraße von den Bewohnern<br />
geräumt werden. Ein weiteres Ergebnis der Besetzung<br />
war, daß Fremdarbeiter und bisherige Zivilgefangene<br />
nun Oberwasser bekamen. Sie wurden unverschämt,<br />
plünderten und stahlen wie die Raben. Wenn<br />
sich eine Frau mit einem Fahrrad blicken ließ, wurde<br />
es ihr von dem nächsten Ausländer, der des Weges<br />
kam, weggenommen. Gegenüber dem Spiegler'schen<br />
Hof hatten die amerikanischen Truppen ihr Lager<br />
aufgeschlagen. Nach einigen Tagen verließen sie <strong>Pfaffenhofen</strong><br />
wieder, mit Ausnahme von 6 Mann Besatzung,<br />
welche aber weiter keine Aufregung mehr verursachten.<br />
Ihr einziger Sport war, die Fische in der<br />
Roth zu erschießen.<br />
Die Heimatvertriebenen<br />
Im Februar 1946 kamen die ersten Heimatvertriebenen<br />
aus der CSR in <strong>Pfaffenhofen</strong> an. Von Mai bis<br />
zum Jahresende 1946 kamen immer wieder neue<br />
Transporte. Von einem großen Zugang von Heimatvertriebenen<br />
im Juni 1946 berichtet der gebürtige<br />
Pfaffenhofer Matthäus Seckler:<br />
„5 Juni, nachts 12 Uhr, kamen die Flüchtlinge. Ich<br />
85<br />
selbst kam am 14. Mai 1946 als ausgebombter Münchner<br />
nach <strong>Pfaffenhofen</strong> und bekam im Haus Walk eine<br />
Wohnung. Bei strömendem Regen kam der 2. Bürgermeister<br />
mitten in der Nacht zu mir, ich solle helfen. Es<br />
stehen circa 200 Flüchtlinge vor Mahlers Wirtschaft.<br />
Diese sollen untergebracht und verpflegt werden. Ich<br />
und meine Frau, beide des Kochens kundig, sorgten<br />
für Kaffee, Milch und Brot. Zucker gab es nicht, nur<br />
Süßstoff. Am anderen Morgen gab es lange Gesichter,<br />
denn die Leute schliefen des Nachts auf den Bänken im<br />
Schulhaus und in den Sälen bei Seitz und Mahler. Ich<br />
organisierte gleich Küchengeschirr und vorerst das<br />
Nötigste zum Kochen. Auch der Pächter der Mahler-<br />
'schen Wirtschaft, Max Bauer, half vorerst mit Geschirr<br />
aus. Den Saal sowie die Saalküche seiner Wirtschaft<br />
stellte er frei zur Benützung. Dann ging es Ios.<br />
Ware wurde über Weißenhorn zugewiesen, aber<br />
Selbsthilfe war von Nöten. Meine Frau und Flüchtlingsfrauen<br />
halfen mit, vor allem auch die Herren<br />
Potsch und Weber und deren Frauen. Fünf Frauen von<br />
den Flüchtlingen waren ständig in der Küche tätig.<br />
Meine Frau und der Gottfried Müller, der kleinste<br />
Söldner von <strong>Pfaffenhofen</strong>, gingen betteln um Kartoffeln.<br />
Gottfried gab aber von sich aus das Meiste. So<br />
konnten wir, mit Hilfe des Metzgermeisters Rapp, gar<br />
manches kochen, was nicht auf Marken ging. Vergessen<br />
wir nicht, wir haben einen verlorenen Krieg hinter<br />
uns, der uns noch schwer zu schaffen machte: Lauter<br />
unzufriedene Menschen, welche kein Zuhause mehr<br />
hatten, alte Leute, Mütter mit kleinen Kindern,<br />
Kriegsinvaliden und solche, die nicht wußten, was sie<br />
wollen. Was die Kost betrifft, Hotelküche war es<br />
keine, aber abwechslungsreich und gut gekocht. Wenn<br />
ich nicht die Unterstützung der Bevölkerung gehabt<br />
hätte, dann wäre wohl Schmalhans Küchenmeister<br />
gewesen, denn die Zuweisungen waren schlecht. Auf<br />
dem Papier stand wohl viel, aber es floß wohl manches<br />
in andere Kanäle. Darum war Selbsthilfe in den meisten<br />
Fällen am Platz. Die Leute wurden von Juni bis<br />
31. Dezember 1946 verpflegt. Dann kamen sie in<br />
Privatquartiere und hatten sich selbst zu verpflegen.<br />
Ich hatte Mühe, für meine Arbeitsleistung eine Entschädigung<br />
zu bekommen. Das ging über Augsburg.”<br />
Es folgt nun eine nach den vielleicht nicht ganz<br />
vollständigen Melderegistern der Jahre 1946 und 1947<br />
erstellte Liste der Familiennamen der damaligen Heimatvertriebenen.<br />
Die meisten kamen aus der CSR und<br />
hier vor allem aus Mähren, speziell den beiden benachbarten<br />
Städten Bärn und Sternberg und deren Umgebung.<br />
Alle angegebenen Daten beziehen sich mit einer<br />
Ausnahme, wo ausdrücklich 1947 angegeben ist, auf<br />
1946. Da die Einträge im Melderegister zum Teil