Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
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Ein Druckmittel zur Durchsetzung der kaiserlichen<br />
Forderungen war die von 11. bis 15. Juni 1547 durchgeführte<br />
Beschlagnahme aller Ulmischen Besitzungen<br />
und Forderungen im Bereich der Herrschaften Weißenhorn<br />
und <strong>Pfaffenhofen</strong>. Ein von dem Pfaffenhofer<br />
Gerichtschreiber und Kaiserl. Notar Sigmund Wagner<br />
gefertigtes Urkundenlibell zeugt — leider nicht ganz<br />
unbeschädigt — von dieser Rechtshandlung. Es befindet<br />
sich im Hofkammerarchiv in Wien. Das Libell<br />
umfaßt 35 Seiten, davon befassen sich drei Seiten mit<br />
Ulmischen Kapital- und Zinsforderungen in der Herrschaft<br />
Weißenhorn. Alles übrige betrifft die Herrschaft<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong>. Man gewinnt daraus eine umfassende<br />
Übersicht über die außerordentlich große Anzahl<br />
von Anwesen in der Herrschaft, welche Ulmer<br />
Stiftungen, das Spital und einzelne Bürger, meistens<br />
patrizischen Standes, als Grundherrn besaßen.<br />
Die Überschrift des Libells lautet in moderner Schreibung:<br />
Folgen der Schmalkaldischen Hab und Güter<br />
samt allen Zehenten, Renten, Zins und Gülten, Gerichtszwäng<br />
und Pönen, Recht, Gerechtigkeiten, Einund<br />
Zugehörung, so in der Herrschaften Weißenhorn<br />
und <strong>Pfaffenhofen</strong> Hohen Obrigkeit gelegen, in aller<br />
Maß, Form und Gestalt, wie anfangs in der Grafschaft<br />
Kirchberg beschehen Königlicher Majestät unserm<br />
allergnädigsten Herren durch den edlen festen Wilhelm<br />
von Wöllwart, als dieser Pfleger zu Kirchberg, in<br />
Arrest gelegt und eingezogen, auch all Flecken und<br />
Dörfer, jährlich Nutzen und Einkommen der Untertanen<br />
durch benannten Notari [Sigmund Wagner]<br />
fleißig, wie sich gebührt, verzeichnet und beschrieben<br />
worden, 1547.<br />
Mit Freude wird die Wiederherstellung der alten Ordnung<br />
vermerkt, wie etwa bei Holzheim: „Die Pfarr<br />
und der Kirchensatz zu Holzheim gehört den Spitalpflegern<br />
und denen von Ulm, und dann die Frühmeß<br />
daselbst dem Gottshaus Elchingen. Haben aber die<br />
von Ulm ein lutherischen Prädikanten aufgestellt.<br />
Dieweil nun Holzheim ohne Mittel in der Herrschaft<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong> Hohen Obrigkeit gelegen und die von<br />
Ulm an dem Ort weder Bot noch Verbot nit haben,<br />
und damit die Stiftung, Pfarr und Frühmeß nach altem<br />
wahrem christenlichen Gebrauch wiederum komm,<br />
wolle solcher Mißbrauch an dem und anderen Orten<br />
von Königlicher Majestät mit Gottes Hilf abgestellt<br />
werden.”<br />
Unnachsichtlich wurde alles Ulmische beschlagnahmt.<br />
Es wurde so konsequent vorgegangen, daß<br />
trotz der Bemerkung bei einem Lehen in Roth „gibt<br />
aus seinem Lehen Meister Bernhart Neitharten, Priester<br />
zu Ulm, ist ein frommer Christ und gut kaiserisch”<br />
auch das Neithartische nicht ausgenommen<br />
wurde.<br />
41<br />
Wie lange die Beschlagnahme dauerte, geht aus den<br />
Archivalien nicht hervor. Jedoch sind die grundherrlichen<br />
Rechte in den verschiedenen Orten später wieder<br />
in Ulmer Besitz. Sie dürften spätestens 1552 zurückgestellt<br />
worden sein. Die Reichsstadt Ulm war im Fürstenkrieg<br />
treu auf der Seite des Kaisers geblieben. Die<br />
neugewonnene kaiserliche Gunst äußerte sich u. a. in<br />
einer in Diedenhofen (Thionville) am 29. Oktober<br />
1552 ausgefertigten Adelsbestätigung für 17 Ulmer<br />
Patriziergeschlechter. Von diesen Geschlechtern finden<br />
wir nicht weniger als zehn, nämlich Ehinger,<br />
Besserer, Gienger, Roth, Krafft, Neithart, Strölin,<br />
Lieber, Rehm und Schad unter den im folgenden<br />
aufgeführten Ulmer Grundherren in der Herrschaft<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong>.<br />
Nicht aufgeführt sind in der Liste die damals alle zur<br />
Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> gehörigen Orte Beuren, Diepertshofen,<br />
Hirbishofen, Remmeltshofen und Wallenhausen.<br />
In ihnen besaßen also im Jahre 1547 Ulmer<br />
Bürger oder Stiftungen weder grundherrschaftliche<br />
Rechte, noch hatten sie damals in ihnen Kapitalforderungen.<br />
Wie sich aus der folgenden Aufstellung ergibt, wurden<br />
1547 die Ulmer Einkünfte aus insgesamt 187 Anwesen<br />
der damaligen Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> beschlagnahmt.<br />
Die Gesamtzahl der Anwesen im Umfang der<br />
damaligen Herrschaft (inkl. der oben angeführten<br />
Orte Beuren etc. ohne Ulmer Rechte) dürfte rund 560,<br />
vielleicht sogar 560–600, betragen haben. Dies ergibt,<br />
daß 33,4 %, bzw. bei Annahme von 600 Anwesen 31,2<br />
% derselben in Ulmer Händen waren.<br />
Statistik der Ulmer Grundherrschaft<br />
0<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong> 2<br />
Attenhofen 13<br />
Ober-Berg 4<br />
Unter-Berg 13<br />
Biberberg 13<br />
Erbishofen 10<br />
Ettlishofen 6<br />
Hetschwang 5<br />
Holzheim 5<br />
Kadeltshofen 22<br />
Luippen 1<br />
Niederhausen 4<br />
Oberhausen 43<br />
Raunertshofen 9<br />
Roth 22<br />
Silheim 9<br />
Volkertshofen 6<br />
Insgesamt: 187 49 29 103 4 1 1